Mais in Not

7. Dezember 2021

Auf die Anbaufläche bezogen ist Mais mit 550.000 ha die wichtigste Ackerkultur in Bayern. Davon bilden 430.000 ha Silomais die Grundlage der Rindviehfütterung und Biogaserzeugung. Leider birgt dieser hohe Maisanteil auch Gefahren einer negativen Betrachtungsweise seitens landwirtschaftsferner Bevölkerungsschichten.

Tatsächlich jedoch ist der Mais eine der wertvollsten und effizientesten Ackerkulturen in Hinblick auf Wasserverbrauch und CO2-Bindung. Auch ist der Mais die Kultur mit dem höchsten Zuchtfortschritt, Mais kommt meist mit einer Herbizidanwendung zurecht, Fungizide und Insektizide kommen kaum zum Einsatz, damit ist Mais die Kultur mit einer äußerst günstigen Bilanz was den Pflanzenschutzmittelaufwand betrifft.
Die Stickstoff- und Phosphatbilanzen bereiten den Rindvieh- und Biogasbetrieben hingegen mehr und mehr Probleme, ein Umdenken bei der Düngung ist gefordert. Die Beizsituation macht ebenfalls den Anbau nicht leichter. 2020 und auch 2021 gab es flächendeckend starken Drahtwurmbefall, teilweise mit mehrfacher Nachsaat bis zum Totalausfall von Teilflächen. Auch der Vogel- oder Schwarzwilddruck nimmt in allen Regionen zu.

Für den Anbauer stellen sich deshalb folgende wichtige Fragen:
Ist unter Vorgaben der Düngeverordnung eine Unterfußdüngung noch sinnvoll, wie kann diese gegebenfalls angepasst werden?
Können Unterfußdünger Beizlücken bei Bodenschädlingen wie Drahtwurm schließen oder die Abwehr von Vögeln und Schwarzwild unterstützen?

Bringt eine Unterfußdüngung Vorteile?

Mais ist die Kultur schlechthin, in der die Unterfußdüngung seit Jahrzehnten ein Standardverfahren darstellt, Maissämaschinen sind fast alle mit einer Unterfußapplikationsmöglichkeit ausgestattet, auf den Betrieben wird die Möglichkeit einer Startdüngung gerne genutzt. Versuche über Jahrzehnte zeigen die ertraglichen Vorzüge dieser Maßnahme sehr deutlich. Eine Kombination von Stickstoff und Phosphat hat sich hier bewährt. Eine vorwiegende Ammoniumernährung in der Auflauf- und Jugendphase der Pflanzen fördert das Wurzelwachstum und löst sehr gut Phosphat und Spurennährstoffe aus dem Bodenvorrat. Auch hat sich in den letzten beiden von Trockenheit geprägten Jahren gezeigt, dass eine dosierte Unterfußdüngung mit ammoniumbetonten Düngern die Trockenstresstoleranz der Maispflanze erhöht, da bereits in der Jugendentwicklung ein stärkeres Wurzelwerk ausgebildet wird.

Standard-NP-Dünger wie 18/46 oder 20/20 sind wegen der Vorgabe der Düngeverordnung zur Phosphatbilanz auf vielen Betrieben nicht mehr als optimal anzusehen, der hohe Kalkentzug z.B. des DAP ist in Hinblick auf Nährstoffmobilisation aus dem Bodenvorrat nicht optimal, verschiedene Düngemittelhersteller werden dem gerecht und bieten in den letzten Jahren speziell für den Mais abgestimmte Unterfußdünger mit weniger oder ohne Phosphat an. Auch in anderen Reihenkulturen wie Zuckerrüben und Kartoffeln beginnt sich mit neuen Sä- und Legesystemen die Unterfußdüngung zu etablieren, selbst in Raps und Getreide trägt eine gering dosierte und platzierte Düngung zur Saat dazu bei, die Nährstoffeffizienz zu steigern und hohe Erträge auch bei verordnungstechnisch reduzierten Gesamtnährstoffmengen abzusichern.

Kann die Unterfußdüngung  zu Mais Beizlücken schließen?

Die in vielen Kulturen angespannte Zulassungssituation bei den Beizen, beispielsweise in Mais, der Wegfall bewährter Saatenschutzmittel wie zum Beispiel Mesurol gegen Fritfliege und Vogelfraß, sowie kaum wirksame Schutzmaßnahmen gegen den stark zunehmenden Drahtwurm lässt eine Diskussion um die Wirksamkeit von Spurennährstoffen oder Düngeformen zur Schädlingsabwehr aufkommen. Genannt werden hier Elementarschwefel gegen Wild, Spurennährstoffe als Saatgutinkrustierung gegen Vogelfraß sowie Selen zur Drahtwurmabwehr. Die Wirksamkeit von Elementarschwefel gegen Vogelfraß und Wildschweine bleibt zu beobachten, die Aussagen der Anwender sind hier sehr widersprüchlich, belastbare Versuche nicht vorhanden.

Massive Schäden durch Drahtwurm haben 2020 deutlich zugenommen. Fotos: Franzl

Anders verhält es sich bei der häufig ins Spiel gebrachten Wirkung von Selen gegen Drahtwurm. Abgesehen von der düngerechtlichen Betrachtung, dass Selen keinen Pflanzennährstoff darstellt und somit nicht als Dünger einzustufen ist, zeigen amtliche Versuche der LfL die annähernde Wirkungslosigkeit einer Selengabe zur Unterfußdüngung. Die stark zunehmende Befallsproblematik beim Drahtwurm ist mittlerweile kulturübergreifend ein Problem, das über die Begrünung und den aus vielen Gründen positiven Aspekt eines intensiven Zwischenfruchtanbaus leider gefördert wird.

Kalkstickstoff in der Unterfußdüngung eine Lösung?

Neben der bereits positiv beschriebenen Ammoniumernährung der jungen Maispflanze liefert eine Unterfußdüngung mit Kalkstickstoff zusätzlich viel Kalk und wirkt somit in Summe nicht sauer oder puffert in Düngemischungen mit z.B. 18/46 DAP dessen stark saure Wirkung ab, was ebenfalls zu einer starken Zunahme der Phosphatlöslichkeit im Boden beiträgt. Hauptaugenmerk der Unterfußdüngung mit Kalkstickstoff liegt aber auf dessen über 20 Jahre nachgewiesenen Repellent-Wirkung beim Drahtwurm von rund 40 -50 % im Mittel aller amtlichen Versuche in ganz Deutschland. Auch die Bodenhygienewirkung gegen Fusarium, Beulenbrand und HTR sorgt für gesundes Grundfutter und lagerstabile Silagen, auch Vögel meiden ebenso wie Wildscheine Flächen mit dem Dünger, Kalkstickstoff im Düngeband »stinkt den Tieren«.

Langjährige Versuche belegen Vorzüge der Unterfüßdüngung

Fazit der Betrachtung:
Die Düngeverordnung schränkt ganz klar den Handlungsspielraum der Pflanzenbauer ein!
Trotzdem ist es möglich, erfolgreich Mais anzubauen!
Die Berücksichtigung aller acker- und pflanzenbaulichen Parameter ist sehr wichtig!
Ackerbauliche Fehler können nicht mehr durch ein Mehr an Dünger ausgeglichen werden!
Eine Unterfußdüngung brachte in allen Versuchsjahren eine höhere Nährstoffeffizienz, deutliche Mehrerträge und eine bessere Nährstoffbilanz!
Elementarschwefel bleibt in seiner Wirkung zu beobachten, Selen bringt keine Effekte gegen Drahtwurm.
Kalkstickstoff oder Kalkstickstoff in Düngermischungen mit DAP, 150 kg/ ha Unterfuß, 5 cm von der Saatreihe entfernt gedüngt, sichert zusätzlich den Mais vor Schädlingen, Schaderregern und stabilisiert die organische Düngung.
Über die damit gute Kalkversorgung und Ammoniumernährung werden Phosphatvorräte besser pflanzenverfügbar, die Zellstruktur der Pflanzen stabiler und weniger anfällig und das zur Verfügung stehende Wasser effizienter genutzt.

Andreas Franzl
Landwirtschaftliche Beratung
der AlzChem Trostberg

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