Die Gefahr der Kälte

20. November 2025

Während Kühe kalte Temperaturen bevorzugen, kühlen Kälber schneller aus und wollen in den ersten Lebenswochen warmgehalten werden. Die Kombination von viel frischer Luft und Wärme ist an kalten Tagen nicht leicht zu handhaben.

Wichtig ist, dass das Fell unter der Decke komplett trocken ist und nasse/verschmutzte Decken regelmäßig gegen saubere, trockene ausgetauscht werden. Foto: Werkfoto

Auch wenn die Kälberaufzucht im Jahreskreislauf so manchen Herausforderungen gegenübersteht, stellen die krankheitsanfälligen Jungtiere in der kalten Jahreszeit vermehrt Anforderungen an das Management. Denn bereits ab 15 Grad Celsius beginnt für die Kleinsten Kältestress. Um die körpereigene Immunabwehr der Kälber aufzubauen, ist die ausreichende Kolostrumversorgung in den ersten Lebenstagen Grundvoraussetzung. Um Kältestress zu vermeiden, gilt es, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen:

Sorgen Sie für trockene, großzügige Stroheinstreu: Der sogenannte Nesting Score soll zeigen, wann die Einstreu für die Kälber ausreichend ist. Liegt er bei Score 3, bei dem die Beine des Kalbes nicht mehr zu sehen sind, ist ausreichend Stroh vorhanden.

Zugluft vermeiden: Eine zusätzliche Überdachung, die ein Mikroklima schafft, Jalousien oder auch eine andere, geschützte Platzwahl des Iglus können Abhilfe schaffen.

Ad-libitum-Tränke: Der Körper des gesunden Kalbes kann ausreichend Körperwärme produzieren, wenn er ausreichend Energie erhält. Sinkt die Außentemperatur, muss mehr getränkt werden, da Wärmeproduktion mehr Energie verbraucht.

Tiere trocken halten: Im Winter sollten Kälber nach der Geburt so schnell wie möglich getrocknet werden. Erst wenn es trocken ist und die Luft zwischen den Haaren zirkuliert, kann das Fell effektiv wärmen. Zusätzlich können Wärmelampen besonders bei noch feuchten Kälbern direkt nach der Geburt oder auch geschwächten Tieren eingesetzt werden. Dringend beachtet werden sollten hierbei die Herstellerangaben zu Anbringungshöhe über dem Kalb. Außerdem muss das Tier stets die Möglichkeit haben, sich aus der direkten Wärmestrahlung herauszubewegen.

Kälberdecken können insbesondere sehr kleine und schwache Kälber, die ihren Wärmehaushalt nicht mehr oder nur mit sehr großem Energieaufwand aufrechterhalten können, vor Kälte schützen. Nicht nur die eine oder andere Atemwegserkrankung kann vermieden werden, auch Durchfallgeschehen im Winter verringern sich oft schon durch das Warmhalten der Kälber. Vereinzelte Studien gingen sogar so weit, höhere Zunahmen und eine bessere Futterverwertung bei mit Decken ausgestatteten Kälbern zu prognostizieren. Unter mehreren Studien konnte dieses Resultat jedoch nicht in jeder belegt werden. Ein gesundes Kalb in trockener Umgebung ohne Zugluft ist in der Regel nicht gefährdet. Ein zu langer Einsatz der Decken kann dafür sorgen, dass sich das Fell des Kalbes nicht an die kalten Bedingungen anpasst.

Die Qual der Wahl

Es gibt mittlerweile sehr viele verschiedene Decken am Markt. Die unterscheiden sich zunächst nach dem Material. Fleecedecken sind nur für den Einsatz im Stall geeignet, weil sie nicht wasserdicht sind, während Decken aus Polyester wasserdicht und atmungsaktiv sind und somit auch im Iglu getragen werden können. Bei den Polyesterdecken gibt es außerdem unterschiedlich dicke Füllungen. Decken mit 200 g Füllung sind z. B. nur für kalte Temperaturen im Winter geeignet. Es empfiehlt sich daher unterschiedliche Decken zu Hause zu haben: dünnere für die Übergangszeit und dickere für kalte Wintertemperaturen.

Schwitzen Kälber unter den Decken oder ist es unter der Decke sehr heiß (mit der Hand reingreifen), müssen sie abgenommen werden. Es gibt die Modelle außerdem zumeist mit 70 cm Rückenlänge oder mit 80 cm Rückenlänge. Für klein gefallene Neugeborene reichen die 70 cm, ansonsten passen meist eher die 80-cm-Decken. Der Schnitt der Decken und ihre Verschlüsse sind bei den jeweiligen Modellen unterschiedlich. Die Hersteller empfehlen den Einsatz der Decken in Gruppenhaltung nicht. Begründung ist, dass die Kälber sich untereinander die Verschlüsse aufmachen können und die Decken so verrutschen könnten. Der richtige Sitz der Decke sollte auf jeden Fall laufend kontrolliert werden, setzt man sie dennoch in der Gruppenhaltung ein.

Keime in Schach halten

Nach dem Einsatz an einem (durchfall-)kranken Kalb, muss jede Decke unbedingt gründlich gereinigt werden – am besten in der Waschmaschine! Verschiedene Erreger (z. B. Kryptosporidien) lassen sich sonst sehr einfach von Tier zu Tier übertragen. Die Decken dürfen bei 30 oder 40 Grad gewaschen werden. Am besten wäscht man die Outdoordecken mit Waschmittel für Sportkleidung oder speziellen Deckenwaschmitteln. Hartnäckiger Schmutz geht dabei allerdings oft nicht raus. In trockenem Zustand können Schmutzkrusten vorher abgebürstet werden, oder man weicht die stark verschmutzten Decken eine Zeitlang ein, bevor man sie in die Waschmaschine gibt. Was es außerdem zu bedenken gibt, ist, dass wasserdichte Decken mit der Zeit auch mit Spezialwaschmittel nach mehreren Waschgängen irgendwann ihre Wasserdichtigkeit verlieren können. Dann müssen die Decken ersetzt werden, wenn das Kalb nass werden könnte.

Monika Gstöttinger, LK Oberösterreich/Sarah Wiedemann-Höß

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