Füttern mit Kalkül

21. Dezember 2020

Um der ­optimalen Versorgung einer erfolgreichen Milchkuh gerecht zu werden, ist die Fütterung das A und O. Dabei gilt es einigies zu beachten.

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Nach dem Abkalben muss ein starker Körperfettabbau vermieden werden. agrarfoto.com

Die Futteraufnahme der Wiederkäuer wird durch ein komplexes System mit mehreren Regelkreisen durch den Hypothalamus (im Zen­tralnervensystem) gesteuert. Im klassischen Sinn sind die Regelkreise der thermischen Regulation, die physikalisch-mechanische, sowie die physiologische Regulation bekannt.

Erweiterte Kenntnis

In den letzten beiden Jahrzehnten wurde die Kenntnis zur Regulation der Futteraufnahme wesentlich erweitert. Es wurden die Zusammenhänge von Stoffwechselprozessen mit verschiedenen Hormonen, die Wirkung von Chemorezeptoren in verschiedenen Organen und die Rolle von Neurotransmittern im Steuerungssystem der Futteraufnahme erkannt. Die Rolle des Insulins wurde intensiv untersucht. Wichtig sind die speziellen Zusammenhänge des Eiweißstoffes Leptin, das u.a. eine Brücke zur genetischen Fixierung des Futteraufnahmevermögens herstellt. Die Fülle der wissenschaftlichen Ergebnisse, sowie die Erkenntnisse und Erfahrungen geben der praktischen Fütterung wichtige Impulse. Das Futteraufnahmevermögen der Milchkühe und die realisierte Futteraufnahme sind die wichtigste Grundlage für die Gesundheit der Tiere, für ihre Leistungsbereitschaft und für die Effizienz des Futtereinsatzes. Die Tabelle »Richtwerte zur Futteraufnahme bei Milchkühen« zeigt für das Fleckvieh Standardwerte, auf die die Bedarfsnormen bezogen werden und die zum Vergleich der im Betrieb ermittelten Futteraufnahmen verwendet werden.

 

Probleme vor der Geburt

Besondere Probleme treten im geburtsnahen Zeitraum auf, in dem die Futteraufnahme häufig der begrenzende Faktor ist und besonders nach der Abkalbung zu starken Energiedefiziten mit den bekannten Folgen (Ketose usw.) führt.
In der Praxis gibt es große Unterschiede zwischen dem Futteraufnahmeniveau besonders in diesem Abschnitt. Deshalb ist es zweckmäßig, diese Differenzen zu unterscheiden und mit den betriebsspezifischen Zahlen zu rechnen. Die Anforderung an die Energiekonzentration wird durch die Höhe der Futteraufnahme bestimmt.
Es wurde angenommen, dass bei einer Unterversorgung mit Energie über 15 % des Energiebedarfes gesundheitliche Schwierigkeiten und die Verminderung der Futteraufnahme eintreten. Die ausgewiesenen notwendigen bzw. möglichen Energiekonzentrationen stellen demnach Grenzwerte für die Zusammenstellung der Rationen und deren Futteraufnahme dar. Es wird auch deutlich, dass bei trockenstehenden Kühen bei einer Futteraufnahme von 10 kg TS/Tier und Tag eine ausreichend hohe Energiezufuhr nicht möglich ist.

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Begrenzte Leistung

Ebenso ist zu erkennen, dass bei einer Aufnahme von nur 16 kg TS je Tier und Tag nach dem Abkalben Einsatzleistungen von nur höchstens 30 kg möglich sind, ohne einen zu starken Körperfettabbau und damit ein hohes Gesundheitsrisiko zu bekommen. Auch für die laktierenden Kühe bedeutet eine nur 10 %ige Erhöhung der Futteraufnahme gegenüber dem Standard, dass Tiere bis 50 kg Milch/Tier und Tag ausreichend mit Energie versorgt werden, mit der Futteraufnahme, die als Standard ausgewiesen wird, wird der Energiebedarf bis 35 kg Milch/Tier und Tag abgedeckt, Kühe mit höherer Leistung produzieren die Milch aus den Körperreserven. Für die Betriebe gilt es, alle Maßnahmen zu sichern, die eine Erhöhung der Futteraufnahme gewährleisten.

Prof. Dr. M. Hoffmann,
Sächsischer Landeskontrollverband

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