Emissionsarme Gülleausbringung

11. April 2023

Ab Februar 2025 gilt die Pflicht zur streifenförmigen Ausbringung von Gülle auch auf Grünland. So lassen sich Ammoniakemissionen reduzieren. In Zeiten von hohen Düngerpreisen kann zudem mehr betriebseigener Stickstoff zur Verfügung gestellt werden.

Im Sinne der Emissionsminderung muss der Gülle eine rasche Infiltration in den Boden ermöglicht werden und der Anteil der mit Gülle benetzten Oberfläche minimiert werden. Dies erfordert die Ablage in einem schmalen Band am Boden und eine gute Fließfähigkeit der Gülle. Im Gegensatz zu Getreidebeständen ist im Grünland und Feldfutterbau der Anteil unbewachsener Bodenoberfläche wesentlich geringer.

Nachteilig ist eine Gülleablage, die vorwiegend auf den Bestand (Stoppeln) erfolgt, da zum einen Gülle an den Pflanzen haften bleibt und zum anderen angetrocknete Güllereste vom Bewuchs angehoben werden und beim nächsten Schnitt ins Futter gelangen können. Um ein Hochwachsen des Güllestreifens weitgehend ausschließen zu können, muss die Gülle direkt am oder im Boden abgelegt werden. Rindergülle dringt bei Trockenmasse-Gehalten von über 6 % nur sehr langsam in den Boden ein. Verantwortlich dafür ist die Zähigkeit dickerer Rindergülle, verursacht durch hohe Schleimgehalte. Zudem besteht bei faserreichen Gärresten oder bei strohreicher Gülle immer die Problematik, dass quasi eine Separierung auf dem Feld erfolgt. Die Flüssigkeit infiltriert in den Boden, während Faserreste an der Oberfläche zurückbleiben.

Eingetrocknete Güllestränge können vom Grünlandbestand angehoben werden oder zu einem Ersticken der darunterliegenden Grasnarbe führen. Für die verlustarme und nährstoffeffiziente Gülledüngung ist deshalb eine gut fließfähige Gülle (ggf. Verdünnung oder Separation) zwingend erforderlich. Dies gilt unabhängig von der Ausbringtechnik. Durch die konzentrierte Ablage der Güllemenge im Gülleband werden, im Gegensatz zur Breitverteilung, Fehler im Güllemanagement (z.B. zu dicke Gülle, zu große Menge oder falscher Ausbringzeitpunkt) schneller sichtbar. Auch bei der Breitverteilung kann die Verschmutzung sehr hoch sein, man sieht es allerdings zumeist erst bei genauem Hinschauen. Da bei der Breitverteilung das Ausbringfenster sehr eng ist (kurze Stoppel), lässt sich die Gülle häufig nicht unter optimalen Bedingungen ausbringen.  In der Praxis zeigt sich regelmäßig, dass doch auch bei stärker angeschobenen Beständen Gülle mit dem Breitverteiler ausgebracht wird und dementsprechend auch optisch eine deutliche Verschmutzung vorhanden ist.

Die mögliche Emissionsminderung nimmt vom Schleppschlauch- über das Schleppschuh- bis zum Injektionsverfahren zu. Fotos: Messner

 

Fließfähigkeit verbessern

Die Vorteile der Verdünnung mit Wasser zur Verbesserung der technologischen Gülleeigenschaften und Reduzierung der Ammoniakemissionen sind allgemein bekannt. Nachteilig sind die deutlich höhere Ausbringmenge und die damit verbundenen höheren Kosten. Deshalb ist dies als Maßnahme insbesondere für hofnahe Flächen empfehlenswert. Das Problem der Faserreste an der Oberfläche lässt sich durch die Verdünnung allerdings nicht immer befriedigend lösen.

Faserreichen Wirtschaftsdünger separieren

Bei faserreichen Wirtschaftsdüngern ist deshalb die Separierung das geeignetere Verfahren. Hierbei fallen neben einem dünnflüssigen Fugat rund 12 bis 20 % der Ausgangsmenge als Feststoff an. Für die Separierung von Rindergülle und Gärrest kommen in der Praxis derzeit fast ausschließlich Pressschneckenseparatoren zum Einsatz. Die TM-Gehalte nach der Separierung liegen häufig in der Festphase zwischen 20 und 30 %. Die flüssige Phase (Fugat) liegt i.d.R. bei 4 – 6 % TM-Gehalt. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass auch in der Festphase noch erhebliche Mengen an NH4-N enthalten sind. Damit können auch bei der Lagerung und Ausbringung der Festphase ebenfalls gasförmige Stickstoffverluste auftreten, sodass auch beim Umgang mit der Festphase auf Emissionsminderung geachtet werden muss. Die Separierung verursacht zumeist Kosten von 2,00 – 3,00 EUR/m³. Trotzdem erfreut sich die Separierung zunehmender Beliebtheit, insbesondere um die mögliche Bildung von Faserbändern sicher zu vermeiden. Güllezusatzmittel können in Einzelfällen die Fließfähigkeit der Gülle aufgrund der verbesserten mikrobiellen Aktivität erhöhen.

Clostridienbelastung im Futter

Sehr kontrovers diskutiert wird die Frage, ob die streifenförmige Ablage und ggf. vorhandene Faserreste die Futterqualität negativ beeinflussen. Die derzeit vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse und praktischen Erfahrungen zeigen keine Nachteile im Hinblick auf Clostridienbelastung oder Buttersäuregehalte der Silagen. Tendenziell zeigen die Versuchsergebnisse sogar eine höhere Belastung bei der Breitverteilung. Schon Untersuchungen in Niedersachsen Anfang der 90er-Jahre kamen zu dem Ergebnis, dass die Clostridienbelastung im Futter und die Clostridienbelastung in den Silagen bei der Breitverteilung am höchsten war, gefolgt von Schleppschlauch und Schleppschuh. Die geringsten Werte waren bei der Injektion zu finden.
In einer Untersuchung Ende der 90er- Jahre am Spitalhof konnte kein gesicherter Unterschied in den beiden Güllausbringungsvarianten Breitverteiler und Schleppschlauch bezüglich der Clostridienkeimzahlen im Schnittgut festgestellt werden. Dagegen wirkte sich die Schnitthöhe des Futters stark auf den Clostridienbesatz aus. In einer in der Schweiz durchgeführten Untersuchung zeigte sich im Vergleich unterschiedlicher Techniken mit relativ dünner Gülle kein Hinweis auf eine Beeinträchtigung der Futterqualität durch den Einsatz von emissionsmindernden Gülleausbringtechniken. Im Gegenteil, eine Güllegabe in etwas nachgewachsene Pflanzenbestände führten insbesondere beim Breitverteiler zu einer Erhöhung des Clostridienbesatzes und Buttersäuregehaltes.

Fazit war, dass die Wahl eines geeigneten Schnittzeitpunktes und ein optimaler Anwelkgrad für eine gute Futterqualität wichtiger als die Gülleausbringtechnik sind. Bei einer in Österreich durchgeführten Untersuchung lag die Futterverschmutzung von großtropfig applizierter Gülle (Breitverteiler und Schleppschlauch) am höchsten. Allerdings war in allen Varianten die Gesamtkeimzahl gering. Die Autoren folgerten, dass bei der Wahl der richtigen Schnitthöhe über 7 cm bei der bodennahen Technik keine höhere Futterverschmutzung durch Güllereste zu befürchten ist. Die Untersuchung wurde bewusst mit etwas dickerer Gülle (7,5 – 9,5 % TM-Gehalt) durchgeführt. Auch in einer breit angelegten Untersuchung von Silagen auf österreichischen Praxisbetrieben zeigten sich in der Tendenz bei der Gülleausbringung mit dem Schleppschuh die geringsten Buttersäuregehalte und Clostridienkonzentrationen.

Jörg Messner
LAZBW Aulendorf

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