Weidehaltung: Fliegenbekämpfung mit System

29. Juni 2021

Nur 20 % der Population sind als erwachsene Fliegen sichtbar. Als Hauptbrutstätte gelten zumeist Güllelager. Wiederkehrende und regelmäßige Maßnahmen wie eine gründliche Reinigung und Desinfektion sind im Kampf gegen Fliegen unerlässlich.

Fliegen können äußerst lästig sein. Bei großen Fliegenvorkommen kann man schnell eine Nervosität der Rinder feststellen. Foto: pixabay

Fliegen können auf der Weide aber auch in den warmen Stallbereichen ein ganzjähriges Problem sein. Zu einem echten Problem werden die kleinen schwarzen Quälgeister aber nicht nur, wenn die Tiere durch die große Anzahl durch die Fliegen belästigt werden, sondern Fliegen sind auch hervorragende Überträger von Bakterien und sogar Viren.

Das größte Problem ist häufig, dass die meiste Population der vorkommenden Fliegen nicht sichtbar ist. Bis zu 80 % der gesamten Population befindet sich nämlich im Eier-, Larven- oder Puppenstadium. Nur die 20 %, die wir sehen, sind die adulten Fliegen. Diese haben eine Lebensdauer je nach Art der Fliege von bis zu fünf Wochen. Also ist es wichtig, dass wir bei der Bekämpfung der Fliegen nicht nur die für uns und unsere Tiere lästigen Fliegen bekämpfen, sondern auch vorbeugend auf die verschiedenen Entwicklungsstadien der Fliege eingehen. Wie wir alle wissen, liegt das größte Problem häufig im Güllekeller und hier vor allem in den Schwimmschichten. Hier ist die Hauptbrutstätte der Fliegenpopulation zu finden. Der Einsatz von verschiedenem Raufutter fördert die beliebten Eierablageorte unterhalb der Spalten sogar. Des Weiteren werden Futterreste, die sich evtl. sogar im Güllekanal angesammelt haben, perfekte Ablageorte für die Fliegen.

Gründliche Desinfektion unabdingbar

Hier wäre das beste Mittel der Wahl das regelmäßige Ablassen der Gülle in kurzen Intervallen. Dadurch wird erreicht, dass sich die Fliegeneier sowie die Fliegenlarven nicht mehr im Stall verpuppen können und auch die adulte Fliege keine Eierablage mehr vornehmen kann. Das oberste Gebot ist natürlich die konsequente und gründliche Reinigung und Desinfektion des gesamten Abteils nach jedem Durchgang. Hier sind vor allem die Hotspots wie Futterautomaten oder Beschäftigungsmaterial gründlich zu reinigen. Natürlich ist es in der Praxis nicht immer einfach alle Bereiche perfekt zu reinigen. Dafür können wir aber weitere Hilfsmittel zur Fliegenbekämpfung in Anspruch nehmen.

Ein häufig eingesetztes Hilfsmittel sind Klebestreifen an den Fenstern oder Duftfallen, die im Stallabteil für wenige Euro aufgehängt werden können. Hier ist aber das regelmäßige Erneuern besonders wichtig. Das altbekannte UV-Licht ist für den Stallbereich häufig aufgrund nicht vorhandener Ammoniakbeständigkeit ungeeignet. Aber zum Teil hält der Markt ab 100 EUR auch hier Geräte vor, die im Stall eingesetzt werden können.

Vorsicht bei Chemie

Neben den biologischen Produkten, die auf pflanzlicher Basis arbeiten und somit ungiftig für Mensch und Tier sind, werden auch häufig chemische Präparate eingesetzt. Hier muss natürlich darauf geachtet werden, wann diese eingesetzt werden dürfen. Ein Einsatz im belegten Stall sollte am besten unterbleiben. Es werden hier Insektizide für die Bekämpfung der adulten Fliegen und Larvizide zur Bekämpfung der Eier- und Larvenpopulation unterschieden. Wichtig ist, dass man sich vorher am besten vom Fachmann beraten lässt. Schädlingsbekämpfer sind hier sehr gute Ansprechpartner.

Die letzten Jahre hört man immer häufiger vom Einsatz von Schlupfwespen und Güllefliegen als natürliche Fraßfeinde. Hier ist der Vorteil, dass die Güllefliege wenig fliegerische Aktivität zeigt und somit keine Belastung für die Tiere darstellt. Das Problem ist häufig aber die Ansiedlung der Güllefliege. Optimal ist eine Ansiedlung der Güllefliege im Frühjahr. Da bestehen die bes-ten Chancen, dass sich die Güllefliege im Stall etabliert. Wichtig ist natürlich, wenn die Schlupfwespe oder die Güllefliege im Abteil ist, dass dann nicht die chemische Keule eingesetzt wird. Auch das kann die Güllefliege nicht überleben.

Für eine erfolgreiche und dauerhafte Fliegenbekämpfung ist wichtig, dass alle Bereiche gereinigt und sauber gehalten werden. Auch die Futterlagerung stellt häufig ein Problem dar. Wichtig ist, dass alle Maßnahmen regelmäßig und wiederkehrend durchgeführt werden.

Sebastian Bönsch,
LWK Niedersachsen

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