Baladna: Katars größte Molkerei reduziert Frischwasserbedarf um 50 %

Die Ambitionen in Katar sind überall hoch. Das Land, gelegen in einer der klimatisch trockensten Gegenden unseres Planeten und zugleich ausgestattet mit einem Bruttoinlandsprodukt von über 68.000 $ pro Einwohner und damit eines der reichsten Länder der Welt, will sich unabhängig von Nahrungsmittelimporten machen. Das verlangt innovative Lösungen und damit Partner, die das ermöglichen.  Eine Klimaanlage für den Kuhstall? In Katar ist das Alltag. Die Farm von Baladna Food Industries, Katars größter Milchproduzent und zugleich führender Lebensmittelhersteller, bietet auf einer bewirtschafteten Fläche von mehr als 40 ha Raum für bis zu 24.000 Kühe. Die Milchfarm ist damit die größte in Katar und eine der größten in der gesamten Golfregion.

Auf rund 40 ha produziert Baladna Food Industries, Qatars größter Milch- und Lebensmittelhersteller. Fotos: Veolia

Die Partnerschaft zwischen Baladna Food Industries und Veolia begann im Jahr 2020 mit der Planung und Konstruktion einer Aufbereitungsanlage für zunächst 6.000 m3 Abwasser am Tag. Der Auftrag war klar umrissen: Die Qualität des behandelten Abwassers ist so zu erreichen, dass es wiederverwendet werden kann. In der ersten Ausbaustufe optimierte Veolia Water Technologies zunächst die Leistung der bereits vorhandenen Kläranlagen und ergänzte eine aerobe biologische Reinigungsstufe mit einem AnoxKaldness Bewegtbett-Biofilmreaktor (MBBR). 

In dem Reaktor kommen in einem zweistufigen Prozess für die Abwasserbehandlung optimierte Mikroorganismen zum Einsatz. Der Reaktor ist kompakt gebaut, benötigt nur eine geringe Stellfläche und ist dennoch besonders effizient bei der Entfernung von oxidierbaren Schadstoffen, Ammoniak und Stickstoff. Die Technologie überzeugt: Durch dieses »Upgrade« konnte die Performance der vorhandenen Abwasserreinigung so gesteigert werden, dass die Werte für den Chemischen Sauerstoffbedarf (CSB bzw. COD = Chemical Oxygen Demand) und die gelösten Feststoffe (TSS = Total Suspended Solids) zwischen 80 und 92 % verringert wurden. An der biologischen Stufe schließt eine Behandlung mit Fäll- und Flockungsmitteln an, bevor in einem weiteren mechanischen Schritt verbleibende Schweb- und Feststoffe gleichfalls in einem zweistufigen Verfahren durch Hydrotech Trommel- und Scheibenfilter ausgesiebt werden. Hydrotech Filter werden in Schweden von einer Veolia Tochtergesellschaft hergestellt und gelten als führend auf dem Gebiet der Mikrosiebfilter.
Der Energieverbrauch der Filter ist gering, sie sind zudem mit einem automatischen Kontrollsystem ausgestattet, das die Auslastung kontinuierlich optimiert. Abschließend wird das aufbereitete Wasser mit einer Natriumhypochlorit-Lösung desinfiziert.

20.000 Holsteiner Kühe werden in Qatar durch aufbereitetes Wasser aus der Produktion gekühlt.

Neues Abwasserkonzept zum Schutz des Trinkwassers

Auf dieses Prozessdesign aufbauend, wurde im vergangenen Jahr das neue (Ab-) Wasserkonzept aufgesetzt. Es sieht jetzt die Nutzung von 12.000 m3 aufbereitetem Wasser täglich für die Reinigung und Spülung der Farm- und Molkereiflächen vor. Weitere 10.000 m3 durchlaufen den Biofilm-Reaktor und eine anschließende Umkehrosmoseanlage. Dieser Teil des Wassers wird dann für die Versorgung der Bewässerungs- und Sprühanlagen der Farm wiederverwendet – und ersetzt damit das für diese Zwecke bisher genutzte Trinkwasser. Für ein Land wie Katar zählt jeder Tropfen eingespartes Trinkwasser, weshalb Re-Use-Lösungen hier besonders gefragt sind. Vor allem in den heißen Sommermonaten steigt der Wasserverbrauch, da die Kühe mit Wasser besprüht und so »heruntergekühlt« werden müssen.
Für Piet Hilradies, CEO Baladna Food Industries, war der ganzheitliche Ansatz beim Wassermanagement entscheidend: »Nachdem das erste Projekt erfolgreich verlaufen ist, haben wir unsere Partnerschaft mit Veolia Water Technologies mit einem gemeinsamen Bekenntnis zum nachhaltigen Wassermanagement weiter vertieft. Der Ansatz, Abwasser für die Wiederverwendung aufzubereiten und gleichzeitig die Beeinträchtigungen der Umwelt für die Region von Al-Khor weiter zu verringern, sind ganz maßgebliche Errungenschaften.«
Durch das Schließen der entsprechenden Wasserkreisläufe kann Baladna seine Produktion bedenkenlos erweitern, ohne zusätzliche Wasserressourcen zu verbrauchen und gleichzeitig die hoch gesteckten Ziele erreichen. Nach dem Ausbau der Kapazitäten soll der Frischwasserbedarf sogar um mehr als 50 % gesenkt werden. »Dieses Projekt ist ein wichtiger Meilenstein bei der Verwirklichung der nachhaltigen Ziele Baladnas«, so Hilradies.

Das Projekt in Katar verringert nicht nur die Belastung der Trinkwasserressourcen, sondern reduziert darüber hinaus auch die Beeinträchtigungen und die Geruchsbelästigung für die Bevölkerung, die durch große Klärteiche verursacht werden. Baladna, ein Modell, das in Zeiten des Klimawandels auch künftig in Europa Schule machen könnte? Katarische Klimaverhältnisse sind auf absehbare Zeit in Deutschland mit Sicherheit auszuschließen, Re-Use-Strategien dagegen werden in jedem Fall eine ganz wesentliche Rolle spielen, um Trinkwasserressourcen in Trockenzeiten effektiver zu nutzen, Betriebskosten zu senken und Verteilungskonflikte um Wasser gar nicht erst entstehen zu lassen.

Das Angebot von Baladna bietet Milchprodukte aller Art. Die Kapazitäten der Abwasseraufbereitung liegen bei 20.000m3/Tag.

Über Baladna Food Industries

Gegründet im Jahr 2014, ist Baladna Food Industries heute Qatars größter Milch- und Lebensmittelhersteller und zugleich der einzige Frischmilchlieferant des Landes mit einem Marktanteil von über 95 %. Die schnell wachsende Baladna Farm befindet sich nördlich von Doha in Al-Khor. Sie umfasst eine Fläche von 40 ha für rund 20.000 Holsteiner Kühe. Das Angebot von Baladna bietet neben Milchprodukten aller Art orientalische Süßigkeiten und Tiefkühlkost. Das Unternehmen ist in Qatar zudem führender Hersteller von Tierfutter und Düngemitteln.