Milchmarkt: Im Zeichen von Corona, Brexit und Co.

5. März 2021

Anlässlich des ersten digitalen Milchpolitischen Frühschoppens des MIV fand direkt im Anschluss die digitale Pressekonferenz zum Milchmarkt statt. Ziel war es, den Milchmarkt des vergangenen Jahrs zu resümieren und einen Ausblick für das nächste Jahr zu geben. Geprägt durch die Auswirkungen von Corona und Brexit zieht der Milchindustrie-Verband (MIV) dennoch eine positive Bilanz des vergangenen Jahres.

Corona und die Auswirkungen auf den Milchmarkt

Zu Beginn des Jahres 2020 war die Milchbranche voller Hoffnung auf das kommende Jahr. Der Milchmarkt startete zunächst stabil und die Branche rechnete mit weiter steigenden Preisen – die Aussichten waren gut. Doch dann kam die Pandemie und mit ihrer Ausbreitung waren bereits im März die ersten Auswirkungen zu spüren. Die Preise für Milchprodukte brachen ein. „Trotz schneller Erholung wurde das Niveau vom Jahresanfang jedoch nicht wieder erreicht“, erläuterte Peter Stahl, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes und Geschäftsführer bei der Hochland SE. Der aktuelle Milchpreis liegt mit 35 ct rund 1 ct unter dem des Vorjahrs. Trotz Corona-Pandemie blickten Stahl, MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser und Hans Holtorf, stellvertretender Vorsitzender optimistisch in die Zukunft.
Bis heute kämpfen die Produzenten mit den Herausforderungen der Krise. Denn als Folge geschlossener Restaurants und Kantinen wird der Hauptumsatz nicht wie normalerweise im Foodservice gemacht, sondern hat sich auf den LEH verlagert.
Dennoch habe die Milchbranche die Krise bis dato weitestgehend gut überstanden. Die Lieferketten konnten trotz Krise aufrechterhalten erhalten werden, was das Vertrauen der Kunden stärkte. „Wir sehen jetzt in der zweiten Welle, dass die Kunden wieder Vertrauen in die Lieferketten haben. Die Hamsterkäufe waren deutlich weniger, als noch im März“, sagte Stahl weiter. betonte Hans Holtorf (frischli).

Konflikt: Landwirte und Molkereien

Ein weiteres großes Thema in der Milchwirtschaft sind die andauernden Proteste der Bauern, die eine höhere Bezahlung für ihre Erzeugnisse fordern. „Die Sorge der Milcherzeuger nehmen wir sehr ernst, glauben aber nicht, dass Blockaden vor den Lägern unserer Kunden Sinn machen“, sagt Eckhard Heuser Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes. Außerdem haben sie laut Heuser keinerlei Auswirkungen auf das Marktgeschehen und dass Proteste dieser Art für die Verarbeiter ein erhebliches Problem darstellen und auch rechtlich problematisch sind. Die Milchindustrie befinde sich dabei in einer Sandwichposition. Allerdings verstehe er auch die Landwirte.
Die Probleme sind laut Heuser vielschichtig. Zum einen gebe es aktuell einen Käufermarkt – es sei immer noch zu viel Milch am Markt. Einzelne Händler könnten den Markt nicht verändern. Die Kunden würden nur zur billigeren Konkurrenz abwandern. Der Preis sei immer noch das ausschlaggebende Kriterium und von alleine wird es nicht machbar sein so zu mehr Tierwohl zu kommen. Hier sei laut MIV die Politik in der Pflicht.

Kommunikation ist das A und O

In der anschließenden Diskussion kam dazu die Frage auf, ob das im Umkehrschluss heiße, dass das System Deutschland keine fairen Erzeugerpreise zulasse. Ja, aber man arbeite daran. Ein wesentlicher Baustein in dieser Arbeit sei die gemeinsame Branchenkommunikation, die in den letzten Monaten einen entscheidenden Schritt nachvorne gemacht habe. Das Wichtigste dabei sei nicht zu zeigen, wie schlecht die anderen sind, sondern wie gut das eigene Produkt. Hauptzielgruppe sind dabei immer die Verbraucher.  Momentan sei man an der Gründung einer GmbH dran, für die gerade nach einem Geschäftsführer gesucht wird, die Gespräche laufen laut Heuser. Da die Finanzierung der GmbH durch Abgaben der Mitglieder geregelt ist – 15 Ct pro t Milch – stehe mit einem jährlichen Budget von rund 3- 4 Mio. EUR eine große Summe zur Verfügung.

Künftige Herausforderungen für die Milchwirtschaft

Auf die Molkereien kommen auch in der Zukunft vielfältige neue Anforderungen zu. Dazu zähle auch die Konkurrenz durch pflanzenbasierte Produkte. Der MIV-Vorstand hat dazu eine ganz klare Meinung „Der Bedarf nach pflanzenbasierten Produkten ist da, dann ist es doch besser, dass dieser von MIV-Mitgliedern gedeckt wird.“ Würde dies nicht passieren, würden die Verbraucher auf die Produkte der Konkurrenz – überwiegend aus dem Ausland – zurückgreifen.
Ein weiteres Problem sieht der MIV auch in der aktuellen Kennzeichnungsangaben des Nutri-Scores. Dort gebe es es definitiv noch Nachbesserungsbedarf. Der Grund hierfür ist, dass bei der Kennzeichnung noch zu viel Wert auf gesättigte Fettsäuren gelegt wird und diese in Milchprodukten natürlich in höherem Maß vorkommen als in Pflanzenprodukten. Peter Stahl brachte deshalb ein „Clean Label“ in die Diskussion ein, das im Gegensatz zum Nutri-Score auch künstliche Zusätze berücksichtigt.

Stefanie Nusser
Deutsche Molkerei Zeitung

„Trotz schneller Erholung wurde das Niveau vom Jahresanfang jedoch nicht wieder erreicht“

Peter Stahl

Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes und Geschäftsführer bei der Hochland SE

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