Tierhaltung zwischen Wunsch und Wirklichkeit

6. Dezember 2022

Die Viehhaltung gilt als Hauptverursacher für Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft. Wie sich die Situation aktuell darstellt und welche Lösungsmöglichkeiten sich bieten, erläuterten Professor Timothy Searchinger und Brigitte Missone in ihren Vorträgen zum Thema „Nachhaltige Intensivierung – ein Weg zur CO2-neutralen Landwirtschaft?“ am 14. November auf dem International Cattle & Pig Event im Rahmen der EuroTier 2022 in Hannover.

Foto: Pixabay

Auf dem Internationalen Cattle & Pig Event 2022 im Rahmen der diesjährigen EuroTier ging es um „Tierhaltung zwischen Wunsch und Wirklichkeit“. Zur Frage „Nachhaltige Intensivierung – ein Weg zur CO2-neutralen Landwirtschaft?“ präsentierten am 14. November 2022 im Convention Center auf dem Messegelände in Hannover mit Professor Timothy Searchinger vom World Ressources Institute, USA, und Brigitte Missone von der EU-Kommission in Brüssel, zwei renommierte Fachleute ihre teils kontroversen Antworten auf diese Frage. Veranstalter der Tagung waren die DLG, der Bundesverband Rind und Schwein (BRS), European Pig Producers (EPP) und die European Dairy Farmers (EDF).

Weg zur kohlenstoffneutralen Landwirtschaft in Dänemark

Timothy Searchinger ist Senior Research Scholar an der Princeton School of Public and International Affairs sowie Senior Fellow und technischer Direktor des Ernährungsprogramms am World Resources Institute. In seinem Vortrag gab er einen allgemeinen Überblick über Emissionen in der Landwirtschaft und wies im Speziellen am Beispiel von Dänemark auf, wie ein Weg zur kohlenstoffneutralen Landwirtschaft aussehen kann.
 
Professor Searchinger wies darauf hin, dass die EU-Landwirtschaft für 11 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in der Europäischen Union verantwortlich sei, davon stammten rund drei Viertel aus der Viehzucht. Insbesondere bei der Produktion von Rindfleisch käme es zu viel CO2-Emissionen.
 
Die dänische Landwirtschaft sei für rund 25 Prozent der Treibhausgas-Emissionen des Landes verantwortlich. Dieser Wert könnte bis 2035 auf 70 Prozent ansteigen. Im Folgenden führte Timothy Searchinger einige Möglichkeiten auf, wie die Emission von Methan aus enterischer Fermentation durch Wiederkäuer reduziert werden könnte, unter anderem durch die Zugabe von 3-Nitrooxypropanol (3-NOP) oder Rotalgen zum Futter von Rindern, durch biologische Nitrifikationshemmer, die Senkung des pH-Werts von Gülle durch Versauerung oder durch die Wiedervernässung entwässerter Moore.

Nachhaltigkeit in der Tierhaltung und globale Ernährungssicherheit

„Nachhaltigkeit in der Tierhaltung und globale Ernährungssicherheit“ lautete der Titel des Vortrags von Brigitte Missone, Referatsleiterin für tierische Erzeugnisse in der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Europäischen Kommission. Zentrale Fragen zu diesen Thema seien unter anderem, so Missone, wie die Nachfrage einer wachsenden Weltbevölkerung nach Nahrungsmitteln gedeckt werden könne, welche Verantwortung Europa für die globale Ernährungssicherheit habe und wie die Nutztierhaltung auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit erfolgreich sein könne.
 
In ihrem Vortrag ging Brigitte Missone auf aktuelle Krisen, wie den Ukraine-Krieg und die Covid-19-Pandemie, und deren Folgen für die Agrarmärkte und die Landwirtschaft ein, und welche Maßnahmen die EU für die Ernährungssicherheit weltweit und in Europa unternimmt. Die Viehzucht sei Hauptemissionsquelle für Treibhausgase innerhalt der Landwirtschaft in der EU. Sie führte noch andere Umweltauswirkungen infolge der Viehhaltung auf, aber auch positive Effekte, wie die Erzeugung von Nahrungsmitteln auf Grenzertragsflächen. Abschließend berichtete Brigitte Missone über diverse Unterstützungsmaßnahmen der EU für eine ökologische und soziale Nachhaltigkeit der Landwirtschaft und machte dies an einigen konkreten Beispielen fest. Sie unterschied dabei zwischen Maßnahmen für das Produktionssystem, die Tiere, das Düngemanagement sowie den Bereich Wissen und Innovation.

Fazit

Aus beiden Vorträgen ging heraus, dass die Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln stark wachsen werde, mit Folgen für Ressourcen und Klima. Während Brigitte Missone eher für eine Anpassung des Lebenswandels und Extensivierung bzw. Ökologisierung warb, stellte Timothy Searchinger die Vorteile einer nachhaltigen Intensivierung und die Unterstützung der Nachfrageländer mit nachhaltig erzeugten tierischen Produkten heraus (siehe seine Präsentation Seite 12). Die präsentierten Lösungsvorschläge waren somit recht unterschiedlich: Extensivierung und Bevormundung versus Beteiligung an der Welternährung durch Handel mit nachhaltig erzeugten Produkten sowie Unterstützung der Länder, die auf Nahrungsmittelimporten angewiesen sind, durch Aufbau eigener nachhaltiger Lebensmittelsysteme, wenn die Ressourcen vorhanden sind.

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