AMS: Fahrplan für gesunde Euter

19. April 2021

Automatische Melksysteme haben Vorteile für die Eutergesundheit, bergen aber auch Risiken für selbige. Wie Sie mit dem richtigen Management für eine bestmögliche Eutergesundheit sorgen, erfahren Sie hier.

Erfolgreiche AMS-Betriebe beherrschen die angeführten Risiken durch regelmäßige Überwachung der Eutergesundheit und konsequente Vorbeugemaßnahmen. Zu guter Letzt hängt die Eutergesundheit im Melkroboterbetrieb also vor allem von den handelnden Personen ab.

Ursachen erkennen

Die Zellzahl ist ein wichtiges Maß für die Eutergesundheit und wird routinemäßig von der Molkerei (Tankmilch) und vom Leistungskontrollverband bestimmt. Der Anteil der verschiedenen Zellzahlklassen lässt einen Rückschluss auf die Eutergesundheit zu. Eine eutergesunde Kuh weist eine Zellzahl von unter 100 000 auf. Ziel muss es sein, dass 85 % der Kühe einer Herde eine Zellzahl von unter 100 000 erreichen. In der Praxis häufig beobachtete Problemfelder in Zusammenhang mit mangelnder Eutergesundheit sind:
• Falsch eingestellte Melkanrechte
• Unregelmäßige Melkintervalle
• Kühe werden nicht ausreichend ausgemolken
• Problemtiere werden nicht rasch genug entdeckt
• Unzureichende Stallhygiene
• Unzureichende Anlagenhygiene
• Nicht vorhandene oder defekte Zwischendesinfektion
• Mangelnde Wartung und Kontrolle der Technik
Sowohl zu lange (>12 h) als auch zu kurze Zwischenmelkzeiten (< 7h) stellen ein Risiko für die Eutergesundheit dar. Einer unverhältnismäßigen physikalischen Belastung des Euters durch unnötige Melkungen (Zielwert: 10 kg Milch pro Melkung) muss man durch die richtige Einstellung der Melkanrechte vorbeugen. Wird im Verhältnis zur Milchleistung zu oft gemolken, werden Zitzengewebe, Schließmuskel und Venenring geschädigt und das Eindringen von Erregern in das Euter durch den unmittelbar nach dem Melken noch geöffneten Strichkanal ist leichter ­möglich.

Kommt es umgekehrt zu sehr langen Zwischenmelkzeiten (>12 h),kann es im Euter durch die mangelnde Ausschwemmung zu einer starken Erregervermehrung kommen. Für die Optimierung der Einstellung der Melkanrechte stellt das LKV seinen Mitgliedern eine kostenlose Auswertung im LKV-Herdenmanager zur Verfügung.

Unregelmäßige Intervalle?

Stark unregelmäßige Melkintervalle sind besonders in Kombination mit Zwischenmelkzeiten über 12 h Gift für die Eutergesundheit. Während zu kurze Zwischenmelkzeiten das Eutergewebe unnötig belasten, steigt bei zu langer Zwischenmelkzeit das Risiko für zu kritisch hohe Nachgemelke (>0,5 kg). Für gesunde Euter ist es wichtig, die Tiere nicht nur mit einer an ihre Milchleistung angepassten Frequenz (Zielwert: 10 kg Milch pro Melkung), sondern auch regelmäßig vom AMS gemolken werden.
Überfällige Tiere müssen also frühzeitig auf der Warnliste aufscheinen. Diese Tiere müssen dann auch konsequent nachgetrieben werden bzw. muss geklärt werden, warum die Tiere nicht melken gehen. Unregelmäßige Zwischenmelkzeiten können auch ein Grund sein, warum die durch steigende Melkfrequenzen grundsätzlich mögliche Leistungssteigerung auf einem Melkroboterbetrieb nicht realisiert werden kann. Analysieren Sie die Zwischenmelkzeiten der Problemtiere über einige Tage, um unregelmäßige Melkintervalle als Ursache auszuschließen.

Ausreichend ausmelken

Es gilt als erwiesen, dass Nachgemelke von über 0,5 kg die Milchleistung negativ beeinflussen und die Eutergesundheit gefährden.  Während ein vollständig ausgemolkenes Euter schmäler wird und Längsfalten zieht, sind bei unvollständig ausgemolkenen Eutern auch nach der Melkzeugabnahme noch feste/pralle Stellen sicht- bzw. tastbar. Zu hohe Nachgemelke können einerseits durch ungünstige Euteranatomie, andererseits durch nicht optimal eingestellte Melktechnik zustande kommen. Von Seiten der Euteranatomie begünstigen ungleichmäßige, tiefe Euter mit extremen Zitzenmaßen das Entstehen hoher Nachgemelke, da auf diesen Eutern die Melkbecher meist nicht optimal positioniert werden können. Hohe Nachgemelke werden auch durch mangelnde Stimulation (Ziel: 60 Sekunden Anrüstzeit vom ersten taktilen Reiz am Euter bis zum Ansetzen der Melkbecher), zu hohe Einzelgemelke (Oxytocinwirkzeit wird überschritten, deshalb regelmäßige kurze Melkintervalle) und unpassende bzw. mangelhafte Zitzengummis (zu enge bzw. zu steife Zitzengummilippen, nicht zeitgerechter Austausch) verursacht.

Überprüfen Sie den Ausmelkgrad Ihrer Kühe, indem Sie die Euter nach Verlassen des Melkroboters visuell kontrollieren bzw. die Nachgemelksmenge durch händisches Ausmelken bestimmen.

Problemtiere entdecken

Bei Auffälligkeiten muss sofort reagiert, das Tier mittels Schalmtest kontrolliert, bei Bedarf eine bakteriologische Milchprobe eingeschickt und gemeinsam mit dem Tierarzt eine Behandlung eingeleitet werden. Trotz der Zusatzausstattung im AMS ist es unerlässlich, auffällige Tiere auch persönlich zu kontrollieren.

Dr. Marco Horn,
LK Niederösterreich

Trotz der Zusatzausstattung im AMS ist es unerlässlich, auffällige Tiere auch persönlich zu kontrollieren.

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