Die Milch unter der Lupe

2. November 2023

Bei der bakteriologischen Milchuntersuchung wird überprüft, ob Mastitiserreger vorkommen und um welche Erregerarten es sich handelt. Die Bestimmung der Bakterien und die Erstellung eines Antibiogramms geben Hinweise, ob eine antibiotische Therapie sinnvoll ist und welche Antibiotika (nicht) eingesetzt werden können.

Foto: pixabay

Für eine optimale Aussagekraft der bakteriologischen Milchuntersuchung ist es wichtig, dass eine Kontamination der Milchprobe mit Fremdkeimen aus der Umwelt oder aus Milch von anderen Tieren vermieden wird. Für ein zufriedenstellendes Ergebnis sind viele Kleinigkeiten zu beachten und ein bisschen Übung hilft auch dabei.

Das Probennahmeset:
Probensets für Einzeltier- oder auch für Bestandsuntersuchungen können beim Tiergesundheitsdienst (TGD) bezogen werden. Je nach Bundesland gibt es weitere Bezugsquellen, die der betreuende Tierarzt auf Anfrage nennen kann.

Ein Probenset besteht aus:
vier sterilen Plastikröhrchen, die bereits beschriftet sind (VL – vorne links, VR – vorne rechts, HL – hinten links, HR – hinten rechts)
mind. zwei Alkoholtupfern zur Desinfektion der Zitzenspitzen
einem Probenbegleitschein
einer auslaufsicheren Verpackung (z.B. Nylonsackerl)
einem Versandkarton
Ungeeignet für die bakteriologische Milchuntersuchung sind:
Hemmstoffhaltige Milch
Kolostrum (kann eine Erregeranzüchtung erschweren bzw. vermehrt mit Begleitkeimen belastet sein)
Milchproben, die nicht aseptisch ­genommen wurden

Sterile oder aseptische Entnahme von Viertelgemelksproben: Die sterile Entnahme der Milchproben ist unentbehrlich, da nur dann die richtige Diagnose und adäquate Vorgehensweise gewährleistet sind. Steril oder aseptisch heißt, dass keine Bakterien von der Zitzenhaut, den Händen des Probennehmers, der Luft usw. ins Probenröhrchen gelangen. Es sollen nur die Erreger, die sich in der Milch befinden, nachgewiesen werden. Euterentzündungen werden meist durch einen, seltener durch zwei unterschiedliche Mastitiserreger ausgelöst. Wenn drei oder mehr verschiedene Erregerarten auf dem Nährmedium im Labor wachsen, ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine Kontamination der Milchprobe. Kontaminierte Proben müssen wiederholt werden. Gelangen Proben nicht unmittelbar in ein Labor, sondern werden über Tage ungekühlt transportiert (z.B. Postweg, Einsendungen im Sommer), kann durch Verwendung von Stabilisatoren in den Milchröhrchen eine gute Probenqualität erhalten werden. Als Stabilisator wird meist Borsäure verwendet. Der Nachweis von Mastitiserregern wird dadurch nicht nachteilig beeinflusst.

Korrekte Entnahme von Viertelgemelksproben: Die Viertelgemelksproben werden am besten zur normalen Melkzeit und vor dem Melken genommen. Dabei hat sich folgende Vorgangsweise bewährt:
1. Hände reinigen und Einweghandschuhe anziehen
2. Zitzen mit einem trockenen Eutertuch (Euterpapier, Holzwolle) reinigen
3. Abmelken der ersten Milchstrahlen in einen Vormelkbecher
4. Durchführung des Schalmtests und Protokollierung des Ergebnisses auf dem Probenbegleitschein
5. Desinfektion der Zitzenkuppe
Mit der vom Probennehmer am weitesten entfernten hinteren Zitze mit der Desinfektion der Zitzenkuppe beginnen und mit der am nächsten befindlichen vorderen Zitze enden – beispielsweise bei Beprobung von der linken Seite: hinten rechts (HR), vorne rechts (VR), hinten links (HL), vorne links (VL).
Mit dem beiliegenden Desinfektionstüchlein oder mit einem in 70-prozentigem Alkohol getränkten Wattebausch werden die Zitzenkuppen und die Strichkanalmündung nacheinander mit leicht drehenden Bewegungen so lange desinfiziert, bis am Desinfektionstüchlein/Wattebausch keine Verfärbung mehr sichtbar ist. Dabei wird die Zitze mit einer Hand fixiert, während gleichzeitig mit der anderen Hand die Strichkanalmündung mit bohrender Bewegung desinfiziert wird.
Zeigt die Kuh eine Abwehrreaktion oder berührt man mit dem Ärmel eine desinfizierte Zitze, muss die Desinfektion wiederholt werden.
Die Probennahme erfolgt in umgekehrter Reihenfolge:
Die Milchprobenentnahme wird mit der am nächsten befindlichen vorderen Zitze begonnen und mit der am weitesten entfernten hinteren Zitze beendet – von links: VL, HL, VR und HR.
Das noch verschlossene Probenröhrchen zwischen Daumen und Zeigefinger schräg halten, öffnen und den Deckel zwischen zwei Fingern derselben Hand einklemmen. Dies verhindert, dass Schmutz in das Röhrchen fällt.
Mit der anderen Hand die Zitze schräg Richtung Probenröhrchen halten und einen Milchstrahl in das Röhrchen melken, ohne das Probenröhrchen zu berühren. Es ist besser, weniger Milch zu ermelken, als mehrmals zu melken und eine Kontamination der Milchprobe zu riskieren. Das Milchprobenröhrchen muss sofort nach der jeweiligen Melkung verschlossen werden.

Ausfüllen des Probenbegleitscheins: Der Probenbegleitschein ist vollständig und mit möglichst vielen Angaben über die Mastitisgeschichte der Kuh auszufüllen. Diese Informationen sind für die Auswertung im Labor wichtig und ermöglichen spezifische weiterführende Untersuchungen, falls bei der ersten Untersuchung kein aussagekräftiges Ergebnis festgestellt werden konnte. Ein korrekt eingetragener und aktueller Schalmtest ist wichtig, um zu beurteilen, ob die nachgewiesenen Bakterien für das Mastitisgeschehen relevant und damit therapiewürdig sind. Dies gilt besonders für umweltbedingte Mastitiserreger.

Transport ins Labor: Die Proben sollen so frisch wie möglich ins Labor gesandt werden. Bis zur Untersuchung müssen die Proben gekühlt gelagert werden. Nicht empfohlen wird das Tiefkühlen von Proben, da die Aussagekraft sinkt. Um möglichst rasch das Ergebnis zu bekommen, sollen die Milchproben (bei Kontrolluntersuchungen sowie bei subklinischen Mastitiden) am Montag oder Dienstag ins Labor versendet werden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Milchproben rasch und gekühlt ins Labor zu bringen:
Transport mit dem Milchsammelwagen
Postweg
Tierarzt
Medizinische Logistikfirmen
LKV-Kontrollassistenten
Persönlich abgeben

Auszug aus der Broschüre »Mastitiserreger im
Detail« der Landwirtschaftskammer Österreich – hier kostenlos downloaden

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