Eutergesundheit sichern und Medikamenteneinsatz reduzieren

28. Mai 2019

„So soll es sein“, freut sich LKV Melkberater Anton Huber. Der Experte rund ums Melken ist besonders glücklich, wenn ihn Betriebsleiter rufen, die einfach mal eine zweite Meinung einholen wollen. Natürlich ist er aber auch zur Stelle, wenn es mal brennt und die Zell- und Keimzahlen explodieren.

LKV Melkberater Anton Huber untersucht auch das Kannenmelkzeug. © LKV

Schwarzbunte Kühe schauen neugierig aus dem Offenfrontstall und beobachten, was auf dem Hof passiert. LKV-Melkberater Anton Huber trägt mit Unterstützung von Landwirt Otto Baumgarten fünf schwere Koffer in den Melkstand. Es ist mal wieder an der Zeit für eine Melkberatung. Landwirt Baumgarten weiß, dass es sich für Tier, Mensch und schließlich auch den Rohstoff Milch lohnt, wenn regelmäßig ein Unabhängiger einen Blick darauf wirft.

Erst die Zahlen…

Landwirt Baumgarten lässt alle paar Jahre einen Melkberater zu sich kommen. Wie jedes Mal setzen sich Landwirt und Berater erst einmal zusammen und werfen einen Blick auf den Zwischenbericht. Seltsamerweise hat Baumgarten im Verlauf des letzten halben Jahres im Winter mit höheren Zellzahlen zu kämpfen als im Sommer. Im Winter lag die durchschnittliche Zellzahl bei rund 230.000 Zellen/ ml Milch, im Sommer war der Wert um 100.000 Zellen/ ml niedriger. Die beiden diskutieren den Einfluss der Fütterung, finden aber keine Ursache für das Problem.

Der Berater stellt viele Fragen rund um das Melkpersonal und die Melkroutinen. Auch die Eutergesundheit von Herde und Einzelkühen sowie das Vorgehen beim Trockenstellen macht er zum Thema. Landwirt Baumgarten versucht den Einsatz von Antibiotika soweit möglich zu vermeiden. Bei Euterentzündungen hat er gute Erfahrungen mit Entzündungshemmern gemacht. Die Gesprächsatmosphäre ist offen und wertschätzend.

…dann die Technik

Anschließend gehen Landwirt und Berater in den Doppelvierer-Fischgrät-Melkstand und nehmen dort die Melktechnik genau unter die Lupe. Bei Bedarf korrigiert der Berater Einstellungen, nimmt Reparaturen vor und versorgt den Landwirt mit Tipps rund um Melktechnik und Melkvorgang. Ziel der Melkberatung ist es, einen schonenden und hygienischen Melkvorgang sicher zu stellen. Das ist gut für die Kühe, die Landwirte und schließlich auch für die Molkerei.

Huber und Baumgarten überprüfen die Melktechnik.

Bei der hohen Leistung der Baumgartener Kühe von über 10.000 kg Milch gerät die Technik an ihre Grenzen. Huber rät zu größeren Sammelstücken und einer leistungsstärkeren Vakuumpumpe. Nach einer vorangegangenen Melkberatung bei Beraterkollegin Laura Fleischmann hat Baumgarten bereits Pulsationspuffer eingebaut. Die Melkbecher von Baumgartens Melkzeugen sind vergleichsweise kurz und haben dadurch auch im Inneren weniger Luftraum. Die Puffer gleichen das aus und ermöglichen dadurch einen schonenden Melkvorgang.

Der Betrieb Baumgarten melkt in einem Stall, der im Jahre 2000 vom Anbindestall zum Laufstall umgebaut wurde. Trockensteher und Kannenkühe stehen noch in der alten Anbindung. Der Melkberater vergisst natürlich nicht, auch das Kannenmelkzeug und die Luftleitung zu untersuchen. Das macht er natürlich da, wo auch wirklich gemolken wird und nicht vielleicht aus Bequemlichkeit im Melkstand. Alles in Ordnung, nur der Pulsschlauch dürfte länger sein.

Kühe und Stall

Nach dem die Technik analysiert wurde, geht es zwischen die melkenden Kühe. Huber schaut sich Kondition und Euter der Kühe an und bewertet Klima und Hygiene im Stall. Nur wiederwillig lassen einige Kühe eine Begutachtung der Striche über sich ergehen. Huber stellt eine leichte Hyperkeratose der Strichöffnungen fest, das heißt eine leichte Verhornung fest. Der Berater empfiehlt dem Landwirt, ein Dippmittel mit Pflegesubstanzen und BVL-Zertifizierung einzusetzen. Die Zertifizierung besagt, dass das Mittel tierarzneilich auf seine Wirksamkeit gegen Euterkeime getestet wurde. Außerdem berät Huber Baumgarten über die Optimierung der Liegeboxenpflege, denn hygienische Liegboxen haben großen Einfluss auf die Eutergesundheit. Zusätzliche Ventilatoren würden gerade im Sommer für ein angenehmeres Klima sorgen. 

Gemeinsam gehen Berater und Landwirt noch einmal die verschiedenen Stationen Technik, Melkarbeit und Stall sowie die Verbesserungsvorschläge durch.

Zur Abschlussbesprechung gehen Landwirt und Berater wieder ins Wohnhaus. Huber erstellt ein detailliertes Protokoll für den Landwirt, in dem all das festgehalten wird.

Nicht ohne Protokoll

Im Gespräch erfährt der Berater, dass sein Kollege der Fütterungsberater Thomas Folger Baumgarten darauf hingewiesen hat, wieder eine Melkberatung zu machen. Der Landwirt wird nur noch rund dreieinhalb Jahre melken, seine Kinder werden den Betrieb nicht weiterführen. Große, kostspielige Maßnahmen wird Baumgarten daher nicht mehr durchführen. Aber er hält es für eine gute Idee, sich regelmäßig von einem unabhängigen LKV Berater über die Schulter und in den Stall schauen zu lassen. „Als Landwirt wird man doch irgendwann betriebsblind“, räumt Baumgarten ein.

Da hakt Huber ein und will wissen, welche Maßnahmen der Landwirt nicht ergreifen wird. In Ventilator und Melkzeugpositionierung will Baumgarten nicht mehr investieren. Auf alle Fälle wird er sich aber um eine leistungsstärkere Vakuumpumpe, ein anderes Dippmittel kümmern und einen längeren Pulsschlauch für die Kanne kümmern

© LKV

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