Erntetechnik wird präziser

22. März 2024

Digitale Technik und Künstliche Intelligenz bestimmen die Entwicklung in der Futtererntetechnik.

Die fortschreitende Entwicklung dient stets einer höheren Futterqualität, guten Tierversorgung und Arbeitsentlastung des Landwirts. Foto: DLG

Homogene Futterqualitäten wirken sich direkt auf die Milch- und Fleischleistung und auf die Kostenstruktur des Betriebszweiges aus. Die Entwicklungen zielen auf einen verwertungsangepassten Umgang der Fahrerentlastung ab. Die neigungs- und kurvenangepasste Steuerung der Frontmähwerke zur »Bartvermeidung« gehört ebenso dazu wie eine automatische Aufbereitereinstellung beim Mähwerk in Abhängigkeit vom Massenstrom und angestrebten Anwelkgrad. Die Schnittqualitäten beim Ladewagen orientieren sich am Feldhäcksler. Bei Rundballenpressen mit variabler Presskammer sind Ballen mit gleichem Trockenmasseinhalt für eine homogene Nährstoffversorgung von Vorteil. Bei den Netzen und Wickelfolien sind formstabile und gasdichte Rundballen weiterhin oberste Maxime. Gleichmäßige Schnittqualitäten und ein sehr hoher Durchsatz beim Feldhäcksler lassen sich von der Pickup bis zum Auswurfkrümmer optimieren und kontrollieren.

Mähen, Zetten, Schwaden

Die Nutzung von Mähkombinationen ist sehr gefragt. Die StVZo lässt Gerätebreiten von über 3 m nicht zu. Das ist verständlich, wenn bei den Frontmähwerken weitere Lösungen zu erwarten sind. So ist eine automatisierte, bogenförmige Seitenverschiebung in der Lage, beim Fahren in Hanglagen und Kurven die Mähwerksbreite in Front optimal zu nutzen.

Einen neuen Ansatz für homogene Futterqualitäten schon beim Mähen bietet die automatische Aufbereitereinstellung. Selten lassen die Bestands- und Wetterverhältnisse einen kontrollierbaren Trocknungsprozess nach dem Mähen zu. Heterogene Aufwüchse führen zu unterschiedlichen Anwelkgraden im Schlag wie auch beim gesamten Schnitt. Das ist das herausfordernde Resultat. Denn große Schwankungen im Anwelkgrad bewirken unterschiedliche Säuregrade in der Silage und diese wiederum gebremste Fresslust bei den Tieren. Das Wunschziel von maximal 10 % Trockenmasseunterschied im Futterstock ist selten zu erreichen. Mit der automatischen Aufbereitereinstellung ist das Ziel klar formuliert: gleichmäßiger Anwelkgrad über einen Schlag und einen Schnitt hinweg. Dazu sind Erkenntnisse über den Biomasseaufwuchs notwendig. Diese können entweder über Satellitendaten oder über einen entsprechenden Sensor direkt bei der Mahd erfasst werden. Die Satelliten liefern Multispektraldaten der Flächen und daraus lässt sich eine Applikationskarte erstellen. Der Task Controller kommuniziert die Zielwerte in Prozent über die Positionsdaten. Zwei Sensoren an den Aufstiegen des Schleppers erfassen in Echtzeit die Biomasse und steuern sofort die Aufbereitereinstellung. Die Aktivierung und Einstellung erfolgt über ein separates ISOBUS-Menü. Neben der besseren Futterqualität sind eine höhere Schlagkraft und ein besserer Bedienkomfort weitere Vorteile für die Praxis. Besonders für Betriebe mit höherem Flächenanteil mit sehr unterschiedlichen Aufwüchsen ist dies eine interessante Technologie.

Die Möglichkeit, in Zukunft auch das Mähen, Zetten und Schwaden autonom zu steuern, setzt entsprechende »Smart Implements« voraus. Sie kontrollieren einerseits den Arbeitsprozess, sind aber auch in der Lage, den Prozess zu steuern. Unter dem Aspekt der mangelnden Fachkräfte können dann in Zukunft die Fahrer bzw. Bediener sich der »Fahrarbeit« widmen, ohne detaillierte Fachkenntnisse vom Arbeitsprozess zu haben. Denn in Kombination mit GPS lassen sich schon vor dem Job die passenden Fahrstrategien erstellen und auf die Fahreinheit übertragen. So sind Fahrfehler und damit Schäden im Vorfeld weitestgehend ausgeschaltet. Die Wildtierschonung profitiert übrigens auch davon.
Breiter im Dreipunktanbau geht immer. So könnte man den ersten 12-kreiseligen Heuer mit 13 m Arbeitsbreite beschreiben, der mit einem besonderen Klappmechanismus für den Straßentransport auf den Markt kommt. Technisch sehr gut gelöst, stellt sich die Frage nach der Bodenschonung. Denn ohne nennenswerten Frontballast ist ein sicherer Transport auf der Straße nicht möglich. Auf der Fläche ist die Tragfähigkeit des Bodens der schwächste Faktor. Denn Spuren bedeuten ein erhöhtes Risiko von Verschmutzung des Futters und damit einhergehend Gärrisiken.

Schlagkraft beim Schwaden ist auch in alpinen Regionen gewünscht. Um in engen Kurven dennoch mit großen Arbeitsbreiten kompakt fahren zu können, ist der erste Balkenschwader im Frontanbau teleskopierbar. Das ist gut für die Verkehrssicherheit und für die Verfahrensleistung.

Schlagkräftige Ladewagen

Der Feldhäcksler hat im Bereich der stufenlosen Schnittlängenverstellung sein Alleinstellungsmerkmal. Kurze Schnittlängen machen jetzt auch vor der Grassilage nicht halt. Mit 10 bis 14 mm sprechen die Milchviehspezialisten ein Längenspektrum an, das nur der Häcksler bedienen kann. Die Vorteile dieser Kurzstrukturen liegen klar auf der Hand:
– sehr geringer Überlängenanteil, der im Trog selektiert werden kann
– gute Verteilqualitäten beim Silieren mit hoher Verdichtungsleistung
– schlagkräftige Entnahme mit geringem Ausgasungsrisiko
– schnelle Auflösung im Futtermischwagen ohne Lastspitzen
– homogene Futtermischungen für leistungsbereite Tiere

Mit Schnittlängen unter 30 mm versuchen jetzt auch renommierte Hersteller beim Ladewagen zu punkten. Neben dem exakten Schnitt gilt auch dem Überlängenanteil ein besonderes Augenmerk. Und dieser ist in beim Ladewagen nicht so einfach zu eliminieren, denn hier gibt es keine klassische Vorpressung. Mit einem neuen Gutflusskonzept ist die Pickup näher an den Rotor gerückt. Die Kammern können so im Gutfluss besser gefüllt werden. Vor dem Schneidwerk findet dann die eigentliche Vorpressung statt, je höher, desto besser. Reicht die Schwadstärke nicht aus und lässt das Gelände eine höhere Arbeitsgeschwindigkeit nicht zu, können auf der Antriebsseite zwei Riemenscheiben gewechselt werden. Mit einer Drehzahl von 40 statt der 47 Umdrehungen pro Minute ist eine 15 % niedrigere Drehzahl Option für eine bessere Vorpressung. Schwachpunkt aller Ladesysteme beim Ladewagen ist der Randbereich des Rotors. Sind die Schwade ausreichend breit, können bei der modernen Ladewagengeneration mithilfe von Zuführschnecken die Erntemassen dem Rotor zugeführt werden. Mit einer Teilung des Gutstroms am äußeren Messer wird das Erntegut mittels Räumerzinken erneut nach vorne gefördert und dann in den neuen Gutstrom geleitet. Dieser technische Aufwand ist notwendig, um den Überlängenanteil zu reduzieren. Das ist eine Technologie, die den Ladewagen gegenüber dem Feldhäcksler weiterhin wettbewerbsfähig halten soll.

Hydraulisch angetriebene Pickups sind bei leistungsfähigen Ladewagen und Packenpressen mittlerweile Standard. Angepasst an die Arbeitsgeschwindigkeit und die Futtermassen sind hohe und saubere Aufnahmeleistungen gewährleistet. Hinzu kommen bessere Schnittqualitäten durch die gegebene Vorpressung. Die Entwicklung bleibt nicht stehen. Elektrische Antriebe versprechen ebenfalls an die Erntebedingungen anpassbare Einstellungen, jedoch mit einem neuen separaten Antrieb, der einen entsprechend leistungsfähigen Generator benötigt.

Maßgefertigte Siloballen

Die Presswickelkombination bietet die schnellste Möglichkeit zur Konservierung. Gerade noch im Schwad und gut geschnitten durch das Schneidwerk landet das Gut sofort in der Presskammer. Ob variabel oder in der Festkammer, nach dem Pressvorgang landet der Ballen auf dem Wickler, der mit der gewünschten Anzahl Folienwicklungen eine nahezu gasdichte Gärkammer bildet – und das noch nicht einmal drei Minuten nach der Aufnahme. Wenn auch die Entwicklung Richtung größerer Ballendurchmesser geht und ein Trend in Richtung variabler Presskammer zu beobachten ist, wird auch an die Nutzer gedacht, die wegen ihrer Gebäudeverhältnisse klar kleinere Durchmesser bevorzugen. Hobbytierhalter können jetzt auch entsprechend bedient werden.
Dagegen hat der Profibetrieb, der im Sommer am Fahrsilo nicht seinen Vorschub schafft, mit Nacherwärmung zu kämpfen hat und wo durch Gasaustausch das Futter an Schmackhaftigkeit verliert, den Wunsch nach maßgerechten Ballen. Damit ist nicht der Durchmesser gemeint, sondern der Balleninhalt, und zwar in Kilogramm Trockenmasse.

Der Wunsch ist nachvollziehbar. Solange die Futterrationen nach Trockenmasseaufnahme kalkuliert werden, ist der Inhalt des Ballens von Bedeutung und nicht das Gewicht. Ein Ballen mit einem Durchmesser von 1,25 m und einer Breite von 1,2 m hat ein Volumen von circa 1,5 m3. Bei einer mittleren Dichte von 200 kg Trockenmasse pro m3 hat dieser Ballen einen Inhalt von 300 kg Trockenmasse. Passt diese Menge, dann kann der Ballen dem Mischwagen komplett zugeführt werden. Fehlen jetzt noch Mengen, wird der nächste Ballen nur teilweise verbraucht. Das ist unpraktisch und unhandlich in der Umsetzung. Der oder die Ballen mit dem gewünschten Trockenmasseinhalt sind die Lösung. Mit drei Wiegezellen in der Gesamtmaschine in Kombination mit einer Widerstandsmessung durch den Ballen werden die Masse und die Feuchtigkeit ermittelt. Im ersten Ballen werden diese Werte dynamisch erfasst. Eine integrierte Software kalkuliert die Gesamttrockenmasse des ersten Ballens. Die gewünschte Zieltrockenmasse wird eingegeben und der passende Ballendurchmesser eingestellt. Bei sinkender Feuchtigkeit nimmt der Ballendurchmesser dann ab. Ein bewusster Handel mit Ballensilage wird dadurch voll unterstützt.

Im Bereich Bindegarn, Netze und Folien bemühen sich Hersteller, sich ein ökologisches und nachhaltiges Image zu geben. Viele Bemühungen sind bis heute nicht von Erfolg gekrönt. Klar, Recyclinganteile in Folien sind nichts Neues. Bei Garnen und Netzen jedoch biologisch abbaubar zu präferieren, ist gefährlich. Denn wissenschaftliche Belege fehlen bis heute. Außerdem möchte man die Silage/Heulage auch mal überlagern. Und dann?

Die Rückverfolgbarkeit von Packen ist für den Handel ein wichtiger Faktor. Nach dem Knüpfen wird der Ballen mit einem »Tag« am Garn ausgezeichnet. Dieser »Tag« beinhaltet alle wichtigen Informationen des Ballens. Damit können die Erfassung, Logistik, Lagerung und Vermarktung nach handelsspezifischen Kriterien aufgebaut werden. Ohne weitere Technik, nur mit der passenden App auf dem Smartphone, ist die Handhabung einfach, überschaubar und effizient.

Optimierte Feldhäcksler

Hohe Durchsatzleistungen bei allen Erntegütern, keine Verstopfungen, geringer Wartungsaufwand und natürlich eine angemessene Fahrerentlastung stehen beim Kauf dieser teuren Boliden oben auf der Wunschliste. Die technischen Ansprüche fangen bei der Pickup an. Auch beim Feldhäcksler ist sie näher an die Einzugsschnecke gerückt. Neue Antriebsstränge mit Riemen und vollautomatischer Schmierung sorgen für einen wartungsfreien Vorsatz. Eine überarbeitete Pickup-Haspel und stärkere Zinken mit wartungsfreien Lagern erhöhen die Haltbarkeit. Der im Durchmesser größere Rollenniederhalter, das anschließende Leitblech und die Einzugsschnecke mit optimierter Steigung sorgen für den höheren Durchsatz – ein Garant zur Auslastung der leistungsstarken Häcksler.

Bei den Packenpressen haben wir die automatische Schwadverfolgung schätzen gelernt. Beim Häcksler verspricht sie die gleichen Effekte und trägt nachhaltig zur Fahrerentlastung bei. Wo scharfe Messer im Einsatz sind, muss auch nachgeschliffen werden. Je nach Standort und Verschleißverhalten sind bis zu dreimal täglich die Messer nachzuschleifen. Die Anzahl der Schleifzyklen variiert nach Standort, Einsatz und auch Fahrer. Nach 400 bis 450 Schleifzyklen sind bei den meisten Häckselaggregaten die Schleifsteine nachzustellen. Dies ist mitunter eine schmutzige Angelegenheit, die 30 bis 45 Minuten Arbeitszeit in Anspruch nimmt, und das auch noch mitten in der Saison.

Abhilfe schafft eine neue Schleifeinrichtung, wo der Stein sich in einer Art Kartusche befindet und bis zu 2 200 Schleifzyklen hält, bevor ein Austausch notwendig wird. Der gekapselte Aufbau schützt zudem vor Umwelteinflüssen und gewährleistet bei jedem Einsatz eine bedarfsgerechte Schärfe – zur Entlastung des Fahrers und der Umwelt. Auch der Montageaufwand ist um bis zu 70 % reduziert.

Hohe Durchsatzleistungen bieten naturgemäß ganz schnell das Risiko von Verstopfungen. Erst recht, wenn der Fahrer weiß, dass auch im Gras auf »Drückung« gefahren werden kann. Die zwei markanten Stellen, einmal der Übergang zum Gebläse und dann der Auswurfkrümmer, sind vom Fahrer nicht einsehbar. Mit der Messung der Gutstromgeschwindigkeit im Auswurfkrümmer bekommt der Fahrer zeitig den Hinweis, die Arbeitsgeschwindigkeit anzupassen. Dies ist eine Hilfe, die teuren Stilstand vermeidet und die Verfahrensleistung steigern kann.

Die NIRS-Technologie ist nicht neu. Die schlagspezifischen und saisonalen Ertragsdaten gilt es zu verwerten. Gut, wenn es eine Software gibt, die diese Zahlen in Soll und Ist bringen kann und damit während der Ernte schon einen Hinweis auf die zukünftige Versorgungslage geben kann. Qualitätskontrolle ist auch bei der Maisernte ein spezielles Thema. Der CSPS-Wert zeigt den Aufbereitungsgrad der Körner an. Mithilfe einer App ist während der Ernte eine orientierende Qualitätseinordnung möglich. Gut für das Tier, die Umwelt und den Geldbeutel.

Digitale Helfer finden Einzug

Neben etwas Hardware findet zunehmend die Digitaltechnik und Künstliche Intelligenz Eingang in der Futterernte. Eine klare Sondierung ist erst nach einem umfangreichen praktischen Einsatz möglich. Der darf gerne kommen. Die Erntetechnik orientiert sich immer mehr an einer bedarfsgerechten Präzision. Damit das Tier noch mehr Nährstoffe aufnehmen kann und damit leistungsgerechter versorgt wird. Und das auch noch zur Entlastung der Bediener und der Tierhalter beiträgt – natürlich unter Berücksichtigung von Ökologie und Nachhaltigkeit.
DLG Heinz-Günter Gerighausen, Kürten

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