(K)ein unlösbares Problem

10. August 2023

Vom Stall aufs Feld, vom Feld ins Futter – Auf dem Grünland verbleibende Güllewürste stellen ein großes Problem hinsichtlich der Futterhygiene dar. Doch ist diese Problematik wirklich unlösbar?

Auch für kleinere Fässer gibt es mittlerweile Anbaulösungen. Fotos: Schiefer

Ab dem 1. Februar 2025 gilt die Pflicht zur streifenförmigen Ausbringung von Gülle auf Flächen mit Grünland und mehrschnittigem Feldfutterbau. Ziel der Verordnung ist es, die Ammoniakemissionen bei der Ausbringung zu reduzieren. Denn Ammoniak entsteht nur dann, wenn Gülle mit Luft in Kontakt kommt. Aktuell können rund 95 % der Ammoniakemissionen in Deutschland auf die Landwirtschaft zurückgeführt werden.

Positiver Nebeneffekt der bodennahen Ausbringung: Der Kontakt mit Sauerstoff wird minimiert und es bleibt mehr pflanzenverfügbarer Ammonium-Stickstoff auf dem Feld und die Düngewirkung steigt. Doch die beste Stickstoff-Effizienz nutzt nichts, wenn durch die Ausbringung das Futter verunreinigt wird und so die Futterqualität leidet. 

Bei einem Trockenmassegehalt (TM) von über 6 % dringt Rindergülle nur sehr langsam in den Boden ein. Verantwortlich hierfür ist die Zähigkeit dicker Rindergülle, die durch hohe Schleimgehalte verursacht wird. Schweinegülle hingegen lässt sich deutlich besser ausbringen, da sie weniger TM hat. Faserreiche Gärreste oder strohreiche Gülle dringen entsprechend schlecht in den Boden ein. Es kommt auf dem Feld zu einer Separierung von Flüssig und Fest. Flüssigkeit infiltriert, während die Faserreste an der Oberfläche verbleiben. Eingetrocknete Güllewürste können ebenfalls zum Absterben des darunterliegenden Grases führen. 

Wird die Gülle bei ungünstigen Bedingungen ausgebracht, nimmt die Gefahr der Futterverschmutzung zu; z.B. wenn in einen zu hohen Bestand Gülle mit zu hohem TM-Gehalt oder bei fehlendem Niederschlag gegüllt wird. Dies gilt grundsätzlich für jede Ausbringtechnik. So kann es zu einem vermehrten Eintrag von Bakterien wie Clostridien oder coliformen Keimen ins Futter kommen. Wirtschaftsdünger haben jedoch eine variable Menge von diesen Bakterien und Keimen, abhängig von der Fütterung oder dem Krankheitsgeschehen in der Herde. Auf der anderen Seite wird die Bakterienkonzentration von der Lagerung, Vergärung und der Separierung beeinflusst.

Fließfähigkeit erhöhen

Die bodennahe Gülleausbringung muss jedoch nicht zwangsweise zu Güllewürsten führen. Einige Lösungsansätze bestehen bereits. 

Verdünnung: Für das Grünland hat eine faserarme, fließfähige Gülle Vorteile im Hinblick auf die N-Effizienz und die Futterhygiene. Vor der Ausbringung sollte die Gülle im Lager komplett homogenisiert werden. So wird die Fließfähigkeit erhöht, Einfluss auf den TM-Gehalt hat ein intensives Rühren jedoch nicht. Dies kann nur durch die Zugabe von Wasser, Separierung oder durch eine anaeorobe Fermentation (Vergärung) beeinflusst werden. Durch die Zugabe von Wasser infiltriert die Gülle deutlich besser und die Faseranteile werden besser und tiefer eingeschwemmt. Ebenfalls löst sich Ammoniak in Wasser zu Ammonium. Dadurch werden zusätzlich Stickstoff und Geruchsemissionen reduziert. In das Güllelager eingeleitetes Wasser aus dem Oberflächenabfluss oder Prozesswasser aus der Milchviehhaltung ist daher ein idealer und bewährter Güllezusatz. 

Separierung: Hat die Gülle jedoch sehr hohe Faseranteile, reicht die alleinige Zugabe von Wasser nicht aus. Hier ist für die Ausbringung auf Grünland eine Separierung notwendig. Dabei entsteht jedoch ein zusätzlicher finanzieller Aufwand verursacht durch die Anschaffungskosten der Technik und den Betrieb einer entsprechenden Anlage. Diese können sich je nach Verfahren und Separierungsgrad zwischen 1,50 und 3 € pro m3 bewegen. Der Vorteil der Separierung besteht darin, dass die Gülle nicht verdünnt wird, sondern die Fasern aus der Gülle separiert werden. So entsteht eine sehr fließfähige Gülle und es verbleiben keine Güllewürste auf dem Feld. Neben dem dünnflüssigen Fugat bekommt man 10 bis 20 % der Ausgangsmenge als Feststoff, der kompostierbar ist und anschließend mit dem Mistbreiter ausgebracht werden kann. Dies führt zu einer zusätzlichen Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Außerdem wird so, im Gegensatz zur Verdünnung mit Wasser, die Frachtmenge nicht erhöht, was bei größeren Hof-Feld-Entfernungen ins Gewicht fällt. Im Gegenteil kann durch die Separation deutlich an Platz im Güllelager gewonnen werden, was eine höhere Flexibilität hinsichtlich des Ausbringzeitpunkts zur Folge haben kann. Allerdings muss die separierte feste Phase entsprechend gelagert werden.

Güllezusatzmittel: Teilweise positive Erfahrungen werden mit Zusatzstoffen wie Gesteinsmehle, Pflanzenkohle, Algenkalk oder Mikrobenkulturen (EM), die in die Gülle eingerührt werden, gemacht. Überwiegend süddeutsche Betriebe berichteten in einer vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg geförderten Umfrage, über eine höhere Fließfähigkeit sowie verminderte Geruchs- und Ammoniakemissionen. Nach dem derzeitigen Wissensstand kann dies jedoch nach Angaben der DLG und LfL Freising-Weihenstephan nicht gesichert nachgewiesen werden, da etwaige Wirkungen dieser Stoffe und Substrateigenschaften von Gülle sehr komplex sind und sich mitunter von Betrieb zu Betrieb erheblich unterscheiden.

Verteilerdüse: Ein weiterer Ansatzpunkt, um dicke Güllewürste zu vermeiden, sind die Verteilerdüsen. Hier kann durch speziell entwickelte Düsen, die an den Schlauch montiert werden, der Güllestrahl aufgeteilt werden. So sind statt einer dicken zwei oder drei dünne Würste auf dem Feld, die besser eingeregnet werden. 

Die Verteilerdüse wird einfach am Schlauchende montiert.

Erntetechnik: Um eine erhöhte Futterverschmutzung zu vermeiden, ist es in jedem Fall wichtig, dass die Erntetechnik richtig eingestellt ist. Die Schnitthöhe wirkt sich stark auf den Clostridienbesatz aus. Sie muss mind. 7 cm betragen und Kreisler bzw. Schwader dürfen nicht zu tief gefahren werden. Optimalerweise liegt das geschnittene Gras auf hohen Stoppeln. Dies erleichtert dann auch die entsprechend optimale Einstellung weiterer Erntetechnik. Die Zinken von Kreisler, Schwader und Pickup sollen keinen Bodenkontakt haben. Doch Futterhygiene beginnt nicht erst mit der Ernte. Sie fängt bereits mit der Grünlandpflege im Frühjahr an. Maulwurfs- und Wühlmaushügel müssen eingeebnet, organische Reste eingearbeitet und die Grasnarbe mit regelmäßiger Nachsaat dicht gehalten werden.

 

Der Güllestrom wird aufgeteilt, sodass in einem abstand von 12,5 cm (oben) jeweils eine deutlich kleinere Güllewurst zurückbleibt. So lässt sich die Futterverschmutzung reduzieren.

Probleme bleiben

Ausnahmen von der bodennahen Gülleausbringung gelten, wenn mehr als 30 % eines Grünlandschlags eine Hangneigung von mehr als 20 % aufweisen. Jedoch kommen viele Schläge nicht auf diese 30 %. Auch sind immer größer und schwerer werdende Fässer ein Problem für die Bodenverdichtung und die Sicherheit in Hanglagen. Mittlerweile gibt es aber auch schon Lösungen für kleine Fässer mit 6 bis 7 m Verteilerbreite. Für einige Betriebe kommt der überbetriebliche Technikeinsatz ebenfalls nicht in Frage, da die Hofstelle und Wirtschaftswege hierfür schlicht nicht ausgelegt sind.

Auch wenn es schon einige Lösungen für die Güllewürste und die mögliche Beeinträchtigung der Futterqualität gibt, bleibt es dennoch notwendig, an weiteren Lösungen zu forschen. Die Technik ist noch relativ neu und birgt noch viel Optimierungsbedarf, um auch die letzten Herausforderungen zu bewältigen; sowohl auf technischer Seite als auch bei der praktischen Umsetzung. Fehler im Güllemanagement wie z.B. zu dicke Gülle, zu große Ausbringmengen oder falsche Ausbringzeitpunkte fallen bei der bodennahen Ausbringtechnik mehr ins Gewicht und werden augenscheinlicher. Vor allem in Kombination mit ungünstigen Witterungsverhältnissen und kürzeren Ausbringfenstern, die aufgrund des Klimawandels wohl immer häufiger werden dürften, kann dies zu Problemen bei der Futterhygiene führen. Dies gilt jedoch ebenso für den Breitverteiler. 

Manuel Schiefer 

 

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