Nach dem Winter kommt die Pflege

2. April 2024

Damit das Grünland erfolgreich in das neue Jahr starten kann, gibt es bei der Nachsaat und Pflege einiges zu beachten. Insbesondere die Wahl der richtigen Mischung, der Sorte und des Saattermins spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Ein gewohntes Bild, das jeder Landwirt kennt. Schäden, die im Winter entstanden sind, sollten im Frühjahr rasch beseitigt werden. © pixabay.com

Wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind und das Grünland nicht mehr reifbedeckt ist, kann mit der Narbenpflege begonnen werden. Schäden durch Lücken, Maulwurfshügel, Wühlmäuse und/oder Schneeschimmel sollten jetzt beseitigt werden. Aber: Die beste Pflege kann nur dann wirken, wenn gleichzeitig die Ursachen einer Bestandsverschlechterung, wie unausgewogene Düngung, Narbenverletzungen, Bodenverdichtungen etc. erkannt und abgestellt werden. Nur so lassen sich Probleme auch langfristig lösen. Der Dreiklang Schleppen, Striegeln und Walzen gehört zu den Standardpflegemaßnahmen im Frühjahr. Ob zusätzlich eine Nachsaat erfolgen sollte, hängt vom Bestand ab.

Walzen:
Der Walzgang im Frühjahr sollte nur ganz gezielt eingesetzt werden. Er ist dann notwendig, wenn Bodenunebenheiten nach unsachgemäßer Herbstnutzung einzuebnen sind oder Steine in den Boden gedrückt werden müssen. Auch bei hochgefrorenen Narben auf Moor- oder Anmoorböden oder auf traditionellen Heuwiesen kann er sinnvoll sein. Bei zu nassen Bodenverhältnissen, auf bindigen Standorten oder auf bereits verdichteten Böden sollte hingegen nicht gewalzt werden.

Durch das Abschleppen der Weide können Unebenheiten beseitigt, Gülle verteilt, die Narbe durchlüftet und die Bestockung der Gräser angeregt werden. © BLE, Bonn/Foto: Thomas Stephan

Übersaat oder Nachsaat:
Bleiben nach Pflege- oder Unkrautbekämpfungsmaßnahmen Lücken im Bestand, ist eine anschließende Über- oder Nachsaat unbedingt erforderlich. Die Übersaat ist eine vorbeugende Maßnahme und schließt vorhandene Lücken in einem sonst wertvollen Bestand. Sie kann auf der unbearbeiteten Bodenoberfläche durchgeführt werden. Häufig reicht hier eine Saatstärke von 5 bis 10 kg/ha aus. Mit einer Nachsaat soll hingegen eine Verbesserung des Bestandes erreicht werden. Hier gibt es einiges mehr zu beachten. Der Erfolg der Nachsaat hängt vom Termin, der Witterung und dem Zustand der Altnarbe ab. Aber auch die richtige Technik sowie die passende Mischungs- und Sortenwahl spielen eine entscheidende Rolle. 

Den richtigen Zeitpunkt wählen:
Eine Nachsaat kann zwar während der gesamten Vegetationszeit durchgeführt werden, je nach Standort sollte man den Zeitpunkt aber sehr genau wählen. Für sommertrockene Lagen empfiehlt sich zum Beispiel die Nachsaat im Frühjahr, um die Restfeuchte aus dem Winter zu nutzen. Allerdings muss anschließend der Konkurrenzdruck der Altnarbe möglichst gering gehalten werden. Das kann durch Beweidung oder durch einen frühen Schnitt erfolgen.

In vielen Mittelgebirgsregionen ist die Nachsaat nach der ersten oder zweiten Nutzung die bessere Wahl. Durch die regelmäßigen Kälteeinbrüche im April bleiben die neu eingesäten Pflänzchen sonst im Wachstum zurück und werden durch die Altnarbe zu schnell überwachsen. Auf Standorten mit Sommertrockenheit kann Anfang September noch nachgesät werden. Die Erfolgsaussichten verschlechtern sich allerdings mit jedem Tag in den Herbst hinein. 

Die geeignete Technik einsetzen:
Wenigstens 15 bis 20 % Lücken sind Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Nachsaat. Bei verfilzten Narben trägt daher u.a. die Technik entscheidend zum Nachsaaterfolg bei. Eine mechanische Bearbeitung der Narbe mit Egge oder Striegel ist hier oft Voraussetzung. Nachsaaten brauchen Luft und Licht, um zu keimen. Daher ist der entfernte Filz gegebenenfalls auch abzufahren, wenn er in Mengen auftritt. In lückige Narben kann hingegen oft auch ohne vorherige Bearbeitung gesät werden. Hier kann z.B. mit dem Düngerstreuer oder Kreiselsägerät gearbeitet werden. Für sogenannte Reparatursaaten werden häufig Scheiben- oder Schlitzdrillgeräte eingesetzt. Sie fördern das Einbringen der Saat in den Boden und sichern den Bodenkontakt.

Planieren, belüften, säen und walzen: Mit einem Grünland-Kombi-Gerät wird alles in einem Arbeitsgang erledigt. © Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Das Potenzial von Mischungen und Sorten:
Um sich gegen die Altnarbe durchzusetzen, ist eine gute Konkurrenzkraft der nachgesäten Mischung erforderlich. Eine Voraussetzung, die vor allem das Deutsche Weidelgras erfüllt. In vielen Bundesländern wird deshalb die Standard-Mischung GV für Nachsaaten empfohlen. Sie besteht aus reinem Deutschen Weidelgras und setzt sich zusammen aus 50 % späten, 25 % mittelfrühen und 25 % frühen Sorten. Ihr Einsatzgebiet sind lückige Narben, sowie Übersaaten zur Narbenstabilisierung. In der zweiten empfohlenen Nachsaat-Mischung GVk ist zusätzlich ein Weißklee-Anteil enthalten. Sie wird beispielsweise auf Flächen eingesetzt, auf denen in der Etablierungsphase ein Herbizideinsatz erforderlich war.

Neben der Wahl der richtigen Mischung steckt auch in der Sortenwahl ein riesiges Potenzial im Hinblick auf Ausdauer, Ertrag und Ertragsstabilität. Dennoch sind Grünlandmischungen nach wie vor oft ohne Sortenangabe auf dem Markt. Dabei reagiert insbesondere das für Nachsaaten empfohlene Deutsche Weidelgras empfindlich gegenüber Frost (Kahlfrost/Spätfröste) sowie lang andauernde Schneebedeckung. Nicht jede Sorte ist für jeden Standort geeignet! Höchste Priorität hat hier das Merkmal Ausdauer. Erst danach sollten Merkmale wie Narbendichte und Ertrag bei der Sortenwahl zu Rate gezogen werden. Eine Sorte, die in der Ausdauerprüfung ausfällt, wird langfristig logischerweise gar keinen Ertrag mehr bringen. Die Klimaverhältnisse des Ansaatortes sind für sie nicht passend.

Bei der Produktion einheimischer Eiweißfuttermittel in der Milchviehproduktion gewinnen das Grünland und der Feldfutterbau immer mehr an Bedeutung. Ziel ist es, einen möglichst hohen Eiweißertrag von der Fläche zu holen. Im Grünland kann dieser durch eine optimale Bestandszusammensetzung und eine frühe Nutzung beeinflusst werden. Aber auch ein höherer Anteil an Leguminosen im Bestand trägt dazu bei. Außerdem haben Leguminosen die Fähigkeit, durch die Symbiose mit Bakterien Luftstickstoff zu binden und zu nutzen, was sie zusätzlich interessant macht. Insgesamt können Ertragsanteile von 20 bis 30 % angestrebt werden. Über den Erfolg einer reinen Leguminosennachsaat ist bisher wenig bekannt, teilweise ist sie auch umstritten.

Ein Versuch auf dem Eichhof zeigt den Auflauf der nachgesäten Leguminosen im Folgejahr, abhängig von der Aussaatstärke (2 bis 20 kg)

Auf dem Eichhof (LLH) in Hessen wird derzeit untersucht, wie und ob sich der Leguminosenanteil im Grünland durch eine Nachsaat steigern lässt. Dazu werden die beschriebenen Leguminosen Weißklee, Rotklee, Hornklee, Esparsette und Luzerne in unterschiedlichen Aussaatmengen (2 kg, 5 kg, 10 kg, 20 kg) in eine bestehende Grünlandnarbe nachgesät. 

Die Nachsaat im Eichhof-Versuch wurde nach der zweiten Nutzung im Juli durchgeführt. Im ersten Auflauf entwickelten sich Rotklee und Weißklee vielversprechend (siehe Abbildung). Auch der Hornklee ist teilweise aufgelaufen. Wie erwartet, etablierten sich die Ansaaten mit hoher Saatstärke erfolgreicher als die mit geringerer Saatstärke. In der Vergangenheit hat sich aber gezeigt, dass Ertragsanteile von Leguminosen im Grünland zwischen den Jahren stark schwanken.

© Dr. Anna Techow, LLH Eichhof

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