Erzeugungskosten von Biomilch spiegeln sich nicht im Preis wider

19. November 2025

Nach den aktuellen Trendberechnungen des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) lagen die Erzeugungskosten für Biomilch in Deutschland im Wirtschaftsjahr 2024/25 bei 74,36 Cent pro Kilogramm – ein Plus von 0,63 Cent gegenüber dem Vorjahr. Der Bio-Milch Marker Index stieg leicht von 114 auf 115.

Die nun vorliegenden aktualisierten Testbetriebsdaten 2023/24 weisen eine geringere Milchanlieferungsmenge je Ökobetrieb als im Vorjahr aus, was das tatsächliche Kostenniveau auf 73,73 Cent pro Kilogramm Milch anhebt.

Auf Basis dieser neuen Datengrundlage blieben die Kosten für Zukauffutter in den Wirtschaftsjahren 2023/24 und 2024/25 nahezu stabil bei rund 10 Cent pro Kilogramm Milch. Die Energiekosten sanken leicht (−1 Prozent), während die Unterhaltungskosten um 8 Prozent zulegten und – neben den Arbeitskosten – den Anstieg der Gesamterzeugungskosten von 73,73 auf 74,74 Cent wesentlich beeinflussten. Höhere Rindererlöse (+24 Prozent) wirkten dem Kostenanstieg wiederum entgegen.

Die Erzeugerpreise für Biomilch legten um 11 Prozent zu – von 55,55 auf 61,49 Cent pro Kilogramm – und verringerten die Kostenunterdeckung von −25 auf −17 Prozent. Damit deckt der Biomilchpreis im Wirtschaftsjahr 2024/25 rund 83 Prozent der Erzeugungskosten. Im August 2025 lagen die Preise bei etwa 66 Cent pro Kilogramm.

Umstellung auf Biomilcherzeugung rechnet sich nicht

Biomilch ist derzeit knapp, viele Molkereien werben um neue Erzeuger. Alarmierend findet der Vorstandsvorsitzende der MEG Milch Board Frank Lenz, dass es im Wirtschaftsjahr 2024/25 dennoch eine gravierende Unterdeckung von 17 Prozent gibt. Diese Entwicklung konnten auch die relativ guten Auszahlungspreise nur abmildern. Für Lenz ist klar, in welche Richtung es geht: „Der Biomilchpreis mit der gegebenen Kostenstruktur lässt für einen unternehmerisch handelnden Milcherzeuger keine Umstellung auf den ökologischen Landbau zu. Demzufolge sind – u. a. zusätzlich bedingt durch die Weidepflicht – Rückumstellungen oder gar Betriebsaufgaben zu verzeichnen.“

„Mit dem anstehenden Generationswechsel wird sich die Lage weiter verschärfen, weil viele Idealisten der ersten Stunde in Rente gehen und die Hofnachfolger aus guten Gründen die defizitäre Biomilcherzeugung nicht aufrechterhalten werden. Sie wollen fair für ihre Arbeit bezahlt werden. Die Wirtschaftlichkeit muss hergestellt werden, was unter den aktuellen Bedingungen nicht gewährleistet wird“, konstatiert Lenz, der selbst einen Biomilchviehbetrieb in Sachsen-Anhalt bewirtschaftet.

Zeitgleich steigen die Anforderungen an die Betriebe. „Deshalb müssen sich die Milchauszahlungspreise proportional zu den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen entwickeln. Das hieße aber auch, dass dem Produkt Biomilch mehr Wertschätzung entgegengebracht werden muss, auch über den Ladenpreis. Im Moment werden Biomilch und Biomilchprodukte jedoch im Handel zu erschreckend niedrigen Preisen angeboten. ‚Bio‘ und ‚Discount‘ passen nicht zueinander!“

„Selbst wenn der Biomilch-Verbrauch bei höheren Preisen dann sinken würde, wüssten wir doch wo wir stehen und welche Mengen abgesetzt werden könnten. Das funktioniert allerdings nur mit verpflichtenden Verträgen, in denen Menge, Preis, Qualität und Laufzeit geregelt sind. Wir erleben gerade einen beispiellosen Preisverfall auf dem konventionellen Milchmarkt, den noch vor einigen Monaten niemand für möglich gehalten hätte. Dieser hätte mit dem Vertragsmodell vermieden werden können, weil die Mengen passgenau produziert werden können. Dementsprechend fordern wir selbstverständlich, dass sich mindestens die Kosten der Produktion in den Biomilchpreisen wiederfinden lassen. Erst dann können Biomilch und Biomilchprodukte zu kostenechten nachhaltigen Preisen vermarktet werden.“

MEG Milch Board

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