Weidemilch in Gefahr!

von | 12. Juni 2024

Bei der Umstellung der Haltungsformkennzeichnung auf fünf Stufen will der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) die Weidemilch nur dann in die Stufe 4 »Auslauf/Weide« eingruppieren, wenn Milchbauern auch über einen ganzjährig nutzbaren Laufhof für die Tiere verfügen. Viele Erzeuger haben diesen wegen freier Tierbewegung im Laufstall und auf der Weide aber nicht, weshalb deren Milch in Haltungsform 3 »Frischluftstall« eingeordnet werden soll.

Dagegen macht nun ein breites Bündnis aus Politik, Landwirtschaft und Verbänden Front. Hauptforderung ist, das Kriterium »Laufstallhaltung mit Weidegang von mindestens 120 Tagen á sechs Stunden« aus der Stufe 3 in die Stufe 4 zu verschieben und in dieser die Voraussetzung eines Laufhofes zu streichen. Es müsste dann »Haltungsstufe 4 – Weide« lauten.

Tatsächlich ist es eine große Gefahr für die Weidetierhaltung, wenn ein Großteil der Weidemilch in die Stufe 3 eingruppiert wird. Weidemilch wird schließlich arbeits- und kostenintensiv produziert und muss entsprechend gekennzeichnet sowie honoriert werden. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte warnt: »Durch eine Eingruppierung im Mittelfeld zusammen mit der Milch aus dem Frischluftstall lässt sich der Mehraufwand nicht mehr hereinholen. Die Weidetierhaltung nun lediglich der neuen Stufe 3 zuzuordnen, ist ein völlig falsches Signal und erreicht das Gegenteil von dem, was gesellschaftlich gewünscht ist, nämlich dass weniger Tiere auf der Weide stehen werden«.

Der Geschäftsführer des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen und des führenden Labels »ProWeideland«, Dr. Arno Krause, kritisierte ebenfalls, dass die Weidemilch derjenigen von Stallsystemen gleichgesetzt und so die Werthaltigkeit von Weidesystemen herabgesetzt werde. Er erwartet, dass die Stufe 3 künftig zur Einstiegsstufe des LEH wird und dafür Mengen gebraucht werden. Dies geschehe jetzt schon durch den Import von Milchprodukten aus den Niederlanden, was den Konkurrenzdruck in der Stufe 3 erhöhe. Sollte darin die Weidemilch eingruppiert sein, wäre das »mittel- bis langfristig das Aus für die Weidebetriebe«, prognostizierte Krause.

Das eigentliche Problem an der Sache: Zwar hat der Bund die fünfstufige Haltungsform auf den Weg gebracht, jedoch fehlt die konkrete Formulierung. Nun prescht der Handel mit unzureichenden Kriterien und Einstufungen vor, weil der Bund untätig bleibt. Die Ausweitung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes dauert viel zu lange!

– Alexander Ströhlein, AVA-Agrar Verlag –

 

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