Jetzt läuft‘s richtig
So könnte man zumindest denken, glaubt man den Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Im Wirtschaftsjahr 2021/2022 konnten die landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland in fast allen Betriebszweigen das Einkommen im Vergleich zum vorangegangenen Wirtschaftsjahr verbessern. Laut der Hochrechnung des Ministeriums stieg das Einkommen je Arbeitskraft im Vergleich zum vorangegangenen Wirtschaftsjahr um 32 % auf rund 43 500 €. Ja, das ist mal eine Hausnummer!
Jetzt ist es in diesen Statistiken ähnlich wie beim Kleingedruckten in einer Versicherungspolice. Ganz hinten – meist auf der vorletzten Seiten – steht ganz unten ein Satz, der an Wichtigkeit kaum zu überbieten ist. Dieser wird aber meist nur von ganz wenigen Profis gelesen. Und dies scheint mir bei der obenstehenden Statistik des Landwirtschaftsministeriums ähnlich zu sein.
Unabhängig von diesem Einwand freut sich Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin im BMEL. Sie ist der Ansicht, dass trotz Krisenzeiten solche positiven Ergebnisse nicht zu erwarten waren. Als Grund für diese erfreuliche Entwicklung hat Frau Dr. Nick auch gleich die passende Begründung zur Hand. Sie sagte: »Es ist gut, dass die Hilfsprogramme von Bund und Ländern die negativen Folgen der Corona-Pandemie abfederten und zur positiven Bilanz vieler Betriebe beitragen konnten. Das gute Ergebnis lässt viele Betriebe durchatmen.«
Ja, wenn man schon grundsätzlich zu wenig gelobt wird, kann man sich auch mal mit einem Eigenlob helfen! Hier sympathisiere ich mit den Argumenten des BDM. Dieser formulierte folgenden Einwand: „Nicht ganz teilen können wir die Einschätzung, dass die Betriebe mit dem besseren Betriebsergebnis 2021/22 Rücklagen bilden und in die Zukunft ihrer Höfe investieren konnten. Zur Rücklagenbildung waren die wenigsten Betriebe tatsächlich in der Lage. Vielfach wurden mit den höheren Erlösen des letzten Wirtschaftsjahres der Reparaturstau der vorhergehenden Jahre und bestehende Liquiditätsdarlehen abgebaut – und damit quasi Altlasten der Vergangenheit beseitigt.“
Unabhängig davon erzielten die baden-württembergischen Betriebe mit 57 298 € die geringsten Gewinne. Und auch die saarländischen, sächsischen und bayerischen Betriebe lagen, mit Gewinnen zwischen rund 63 000 bis 69 000 €, im unteren Bereich.
– Christian Aigner, Chefredakteur Allgäuer Bauernblatt –