Schluss mit der Idylle

von | 25. Juli 2023

Das Brettspiel »Dorfromantik« wurde jüngst zum Spiel des Jahres 2023 ausgezeichnet. Worum geht es? Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. »Dorfromantik« beginnt immer wieder von vorn. Und wächst von Partie zu Partie. Mit Legeplättchen, die Wälder, Felder und Dörfer zeigen, erschaffen wir gemeinsam eine Landschaft. Weil sie hübsch aussieht. Aber vor allem, weil sie Punkte zählen soll. Dazu müssen wir Aufträge erfüllen, etwa vier Waldstücke miteinander verbinden oder den Fluss auf sechs Teile verlängern. Je nach Erfolg schalten wir für kommende Partien weiteres Material frei: mehr Plättchen für eine noch größere Landschaft, aber auch zusätzliche Aufgaben, die das Geschehen langsam ansteigend kniffliger machen.

Als Begründung zur Auszeichnung nannte die Jury mitunter: »›Dorfromantik‹ nimmt den Druck aus dem Alltag. Das kooperative Wohlfühlspiel steckt von Partie zu Partie neue, spannende Ziele, aber verlieren kann man nie. Gut lösbare Aufgaben werden nach und nach um kniffligere ergänzt, aber alle liegen in der Komfortzone.«

Raus aus der Komfortzone und rein in den belastenden Alltag, in dem es durchaus viel zu verlieren gib: Die im Spiel vermittelte Idylle trügt, um die reelle Dorf- und Landromantik ist es schlecht bestellt. Es scheint, als verschiebe das Bundesumweltministerium (BMUV) die eingangs erwähnten Plättchen just nach dem prämierten Brettspiel. Im Diskussionsvorschlag des BMUV für eine Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt 2030 setzt das Umweltressort schwerpunktmäßig auf die Ausdehnung von Flächen für den Naturschutz statt auf die Stärkung der Kooperation mit den Landnutzern auf Basis von produktionsintegrierten Maßnahmen, Vertragsnaturschutz und Agrarumweltmaßnahmen.

Der Bauernverband bezeichnet es als »unangemessen«, dass eine nationale Strategie zur biologischen Vielfalt detaillierte Ausführungen zur Förderung des Umbaus der landwirtschaftlichen Tierhaltung auf tiergerechtere Haltungsformen aufführt. Solche Ausführungen seien an dieser Stelle entbehrlich und fehl am Platz und sollten daher gestrichen werden, fordert der DBV. Demgegenüber sei ein kausaler Zusammenhang zwischen Tierhaltung und Biodiversität vielmehr darin zu sehen, dass Grünland nur durch die Haltung von Wiederkäuern sinnvoll genutzt werden könne und damit ein wesentlicher Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt geleistet werde.

Vor einer Außer-Nutzung-Stellung von Wiesen und Almflächen hat auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, gewarnt. Es sei ein fataler Irrglaube, dass diese Maßnahme Artenvielfalt schaffe, sagte der Kammerpräsident. Vielmehr könne man nur durch Mahd oder Beweidung die einzigartige Kulturlandschaft erhalten, aus dem Gras proteinreiche Qualitätslebensmittel erzeugen und gleichzeitig Lebensraum für unzählige Arten bieten. »Wo unsere Alm- und Weidetiere weichen müssen, verschwinden mit ihnen auch viele Lebensräume und wertvolle Pflanzen- und Tierarten. Das gilt es zu verhindern!«

– Alexander Ströhlein, AVA-Agrar Verlag –

 

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