Noch mehr Gas aus Gras!

15. Mai 2024

Durch die Produktion von mehr Milchsäure helfen Siliermittel eine starke Absenkung des pH-Wertes zu erreichen und damit bei proteinreichen Substraten und hohen Aschegehalten im Siliergut gegen Clostridien im Ausgangsmaterial sowie feuchtem Pflanzenmaterial optimale Konservierungserfolge zu erzielen. Und diese gesteigerten Gehalte an organischen Säuren produziert eben nur eine Silage, die mit dem richtigen Siliermittel behandelt wurde.

Zahlreiche Faktoren entscheiden über die Qualität des künftigen Futters. Da ist Know-how gefragt. Agrarfoto

Neben dem Einsatz des richtigen Siliermittels ist es – wie jedes Jahr – unglaublich wichtig, bereits durch das Erntemanagement alles aus den Beständen zu holen und so verlustarm wie möglich in die Anlage zu bringen. Daher lohnt sich ein Rückblick auf die Ernte 2023.
Die Grassaison brachte einige Herausforderungen mit sich, die jedoch mit dem richtigen Erntemanagement, aber auch dem Einsatz von Siliermitteln bewältigt werden konnten.

– Hohe Niederschlagsmengen und niedrige Temperaturen zu Beginn der Grassaison im Süden Deutschlands verlangsamten den Massezuwachs.
– Nach Anstieg der Temperaturen nahmen die Bestände bei trockenen Bedingungen rasch an Wuchs zu, variierten jedoch stark in der Qualität in Hinblick auf die Inhaltstoffe (Rohfaser-, Zucker- und Proteingehalt).

Ergänzend dazu ist nach wie vor die Ermittlung des Erntezeitpunktes und die Anzahl der Schnitte in einen optimalen wirtschaftlichen Kontext zu stellen. Oft erschwerte 2023 beispielsweise die Witterung das Befahren der Flächen, weshalb der optimale Schnittzeitpunkt nicht eingehalten werden konnte. Obwohl diese Gegebenheiten nicht beeinflussbar sind und diese das Berufsbild seit jeher begleiten, möchten wir im Folgenden auf das Thema Schnittzeitpunkt eingehen.

Schnittzeitpunkt: Mit dem rechtzeitigen Schnitt kann bereits starker Einfluss auf die Qualität der Grassilage genommen werden. Je später der Zeitpunkt nach hinten geschoben wird, desto höher fällt der Rohfasergehalt und desto geringer fällt der Zuckergehalt aus. Dadurch nimmt die Verdaulichkeit und damit auch die Silierbarkeit ab. Der geringerer Rohfasergehalt dient aus diesem Grund als guter Indikator für eine qualitativ hochwertige Silage.

Im Biogasbereich haben sich im ersten Schnitt Rohfasergehalte zwischen 21 und 23 % i.d. TS bewährt. Für den zweiten Schnitt gelten Werte zwischen 26 und 32 % i.d. TS als Orientierung für eine gute Grassilage. Dieser wächst mit den passenden Bedingungen rasant heran, weshalb eine fortwährende Beobachtung nach dem ersten Schnitt äußerst wichtig ist, um auch mit dem zweiten Aufwuchs hochwertiges Substrat für die BGA zu ernten.

Schnitthöhe: In Hinblick auf den zweiten Schnitt, aber auch auf die Substratqualität, fällt ein wichtiges Augenmerk auf die Schnitthöhe. Wird die Schnitthöhe zu niedrig eingestellt, werden Verunreinigungen aufgenommen. Dadurch können einerseits Keime in das Silo gelangen und andererseits steigt der Rohaschegehalt. Ein erhöhter Aschegehalt erschwert den Silierprozess, indem er puffernd wirkt und die Absenkung des pH-Wertes verlangsamt. Neben dem Silierprozess kann auch der nächste Aufwuchs für den zweiten Schnitt durch zu niedrige Schnitthöhe beeinträchtigt werden, in dem die Grasnarbe beschädigt wird. Dies lässt sich vermeiden, indem eine Schnitthöhe von 7 cm nicht unterschritten wird.

Anwelkdauer und TS-Gehalt: Sobald der Schnitt erfolgte, entscheidet die Anwelkdauer über die weitere Qualität der Silage. Sie sollte entsprechend der Witterung angepasst sein, dass sich der gewünschte TS-Gehalt einstellt. Bei einem TS-Gehalt zwischen 30 und 40 % ist eine gute Silierbarkeit gewährleistet. Feuchteres Erntegut birgt die Gefahr von Verlusten durch Clostridienbefall, der zu Buttersäurebildung führen kann. Gerade proteinreiches Material büßt dadurch einen großen Teil seiner Energie ein, was später anhand von steigenden Ammoniakgehalten in der Silage erkennbar ist. Des Weiteren tritt bei feuchtem Material häufig Sickersaft aus.

Bei TS-Gehalten über 40 % nimmt die Verdichtbarkeit des Substrates ab. Das Material federt stärker nach und bildet Hohlräume, in denen sich Sauerstoff sammelt, welche den Silierprozess erschwert. Neben dem TS-Gehalt gilt es jedoch auch, den Zuckergehalt im Erntegut zu berücksichtigen, da dieser veratmet wird und abnimmt. Daher gilt es die Anwelkzeit so kurz wie möglich zu halten und das Material in ca. 24 – 36 Stunden vom Feld zu holen, um die Verluste so gering wie möglich zu halten. Andernfalls nimmt beispielsweise der Zuckergehalt im Erntegut rapide ab, wie in Abbildung 2 gezeigt.

Häcksellänge: Mit dem Anrollen des Häckslers beginnt der nächste Schritt in der Silierkette und auch hier kann der spätere Silierprozess durch die richtigen Maßnahmen deutlich verbessert werden. Abhängig von der Trockensubstanz sollte die Häcksellänge zwischen 20 und 60 mm betragen. Der optimale Bereich liegt zwischen 30 bis 40 mm. Sobald der TS-Gehalt erhöht ist (über 45 %), sollte die Häcksellänge so kurz wie erreichbar gewählt werden, um das grobe Material so gut wie möglich verteilen und verdichten zu können. So wird auch verhindert, dass das Substrat nach dem Walzen nachfedert. Ab TS-Gehalten unter 25 % sollte die Häcksellänge wiederum länger ausfallen, damit weniger Feuchtigkeit in Form von Sickersaft und damit wichtigem Zucker verloren geht. Wenn das Erntegut also durch die vorherrschende Witterung beeinträchtigt wurde, kann die Silagequalität durch eine angepasste Häcksellänge so verlustarm wie möglich gehalten bleiben.

Ablage und Abdeckung: Mit dem Ablegen und der finalen Abdeckung ist die Einlagerung des Erntegutes dann abgeschlossen. Auch hierbei können durch verschiedene Stellschrauben einige Verluste vermieden werden. Das Wichtigste ist, dass sich alles nach dem Walzschlepper richtet. Er gibt das Tempo an. Die Walzschichten sollten je nach Material zwischen 25 und 40 cm dick sein. Um eine Dichte über 200 kg TS/m³ zu erreichen, sollte etwa ein Viertel der stündlichen Frischmasse als Walzgewicht auf das Silo gebracht werden. Wichtig ist dabei, langsam zu fahren, für eine möglichst gleichmäßige, starke Verdichtung des Siliergutes zu sorgen. So kann gewährleistet werden, dass die Milchsäuregärung rasch erfolgt. Beim Anschnitt des Silos kann die Umgebungsluft somit weniger tief in das Silo eindringen. Kommt es zu Lufteintritt durch zu geringe Verdichtung oder zu grobe Entnahmetechnik, erhöht sich das Risiko der Nacherwärmung, bei der beispielsweise Hefen die Energie des Siliergutes abbauen.

Neben der Verdichtung sorgt vor allem die Abdeckung des Silos für anaerobe Bedingungen. Eine dünne Unterziehfolie legt sich dicht an das Siliergut an und vermeidet Hohlräume, in denen sich Luft sammeln könnte. Darüber liegt die gasdichte Hauptfolie. Sie sollte UV-beständig sein, um das ganze Jahr zu halten. In Fahrsilos hilft eine Seitenfolie die Qualität des Substrates zu schützen. Mit einem Schutzgitter werden die Silofolien beschwert und vor Beschädigungen geschützt. Das Ganze wird anschließend mit Sandsäcken oder Reifen beschwert, um einen luftdichten Abschluss zu gewährleisten.

Siliermittel: Nicht immer können alle Faktoren eingehalten werden, da äußere Einflüsse, wie die Witterung immer unerwartet auftreten können. Gerade dann kann der Silierprozess durch Siliermittel unterstützt werden. Der Besatz an Milchsäurebakterien ist verantwortlich für die Konservierung des Futters. Die Zugabe von Siliermitteln führt zu einem deutlich höheren Besatz im Siliergut. Je nach Pflanzenmaterial und dessen Eigenschaften kann ein angepasstes Siliermittel mit der richtigen Wirkrichtung geimpft werden, um Schwächen auszugleichen und eine hochwertige Konservierung zu bewerkstelligen. Besonders im ersten Schnitt reicht der natürliche Besatz oft nicht für einen sicheren Silierprozess aus. So können gerade bei so anhaltenden ungünstigen Bedingungen, wie im vergangenen Jahr immer noch stabile und hochwertige Silagen produziert werden.

Niklas Bornhöft

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