Milchfieber aktiv vorbeugen

19. März 2021

Das Milchfieber zählt zu den bedeutendsten Stoffwechselerkrankungen bei ­Milchkühen und kann drastische Folgen für die Gesundheit haben. Wir zeigen Ihnen, wie man diese Erkrankung durch die Ermittlung der DCAB (dietary cation anion balance) reduzieren kann.

Damit nach einer Kalbung die Milchleistung stimmt, braucht die Kuh Kalzium in hohen Mengen. Foto: BRING

Nach der Kalbung benötigt die Kuh für die Milchleistung hohe Mengen an Kalzium. Über die Ration lassen sich diese Mengen an Kalzium nur schwer verabreichen. Das Tier ist darauf angewiesen, gewisse Mengen an Kalzium aus den Knochen zu mobilisieren. Gelingt dies nicht, dann arbeitet die aktive Muskulatur nur noch eingeschränkt und das Tier kann nicht oder nur mehr schwer aufstehen. Die passive Muskulatur wie Lunge, Herz und weitere lebensnotwendige Organe funktionieren weiterhin. Damit die Resorption aus den Knochen gelingt, muss sich der Stoffwechsel des Tieres in einem leicht azidotischen, sprich sauren Zustand befinden. Dafür sind hauptsächlich die eingesetzten Futtermittel verantwortlich. Es gibt Futtermittel, welche einen eher basischen Stoffwechsel verursachen, und solche, die eher einen sauren Stoffwechsel begünstigen (siehe Tabelle).

DCAB analysieren

Zur Berechnung des DCAB-Wertes eines Futtermittels bzw. einer Ration bedarf es der Analyse von vier Mineralstoffen. Dies sind die Kationen Kalium und Natrium, sowie die Anionen Chlor und Schwefel. Bei der Rationsgestaltung der Vorbereitergruppe wird ein DCAB-Wert von kleiner 0 im Futter angestrebt. Dabei wird diese Formel verwendet:
DCAB [meq/kg TM] = (43,5 x Na + 25,6 x K) − (28,2 x Cl + 62,3 x S)

Für die Berechnung des DCAB-Wertes ist unbedingt eine Analyse notwendig. Tabellenwerte sind zu ungenau, da sich der Mineralstoffgehalt in den Futterpflanzen sehr stark je nach Bodenart und Düngung unterscheidet.

Einteilung der Futtermittel nach der Höhe ihrer DCAB (Milchfieberrisiko)

Praktische Anwendung

Sollte keine Analyse der Futtermittel vorliegen, so kann man den Säure-Basen-Haushalt auch über den pH-Wert im Urin ermitteln. Dieser sollte zwischen 6,5 und 6,8 liegen. Frühere Konzepte für eine Milchfieberprophylaxe sehen ausschließlich eine knappe Versorgung mit Kalzium in den letzten zehn Tagen vor der Kalbung vor. Hierzu darf der Kalziumgehalt in der Ration nicht über 2 g/kg TM liegen. Mit den in Südtirol vor allem auf Grünland basierten Futterrationen lassen sich derart niedrige Werte nicht erreichen, sodass diese Vorgehensweise in aller Regel nicht von Erfolg gekrönt ist. Das DCAB-System sieht hier eine Erweiterung dieses Konzeptes vor, da neben dem Kalziumgehalt der Ration auch der Säure-Basen-Haushalt des Tieres berücksichtigt wird.

Bei erhöhtem Auftreten von Milchfieber ist es deshalb sinnvoll, eine Mineralstoffanalyse der Ration zu machen, um den DCAB-Wert zu ermitteln. Erst dann lässt sich der Kalziumgehalt der Ration einstellen. Grundsätzlich gilt: Je höher der DCAB-Wert, desto niedriger der Kalziumgehalt in der Ration und umgekehrt.

Stefan Jud, BRING Beratungsdienst
Der Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) ist die Beratungs- und Weiterbildungsorganisation für die Berglandwirtschaft in Südtirol mit dem Ziel, das Fortbestehen der Berglandwirtschaft fachlich zu begleiten und zu unterstützen und damit den Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern.

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