Euterentzündungen bei Kalbinnen und Trockensteher

16. Mai 2019

Die Sommermastitis verursacht bei Kalbinnen und Trockensteher eine schmerzhafte Euterentzündung. Für den Tierhalter bedeutet sie einen großen wirtschaftlichen Schaden, da meist Drei-Strich-Kühe die Folge sind. Übertragen wird der Erreger oft durch Fliegen.

Die Übertragung von Trueperella pyogenes erfolgt hauptsächlich durch Fliegen. © LK NÖ/ Marco Horn

Eine Krankheit – viele Bezeichnungen

Wenn bei der Euterkontrolle der hochträchtigen Rinder eine starke Asymmetrie der Viertel festgestellt wird, handelt es sich oft um eine schmerzhafte Euterentzündung. Diese Krankheit wird „Sommer- oder Färsenmastitis“, manchmal auch „Holsteinsche Euterseuche“ genannt. Meist sind Färsen und Galtkühe betroffen. Diese Erkrankung hat fatale Folgen und bedeutet einen großen wirtschaftlichen Schaden. Viele Rinder werden wegen dieser Mastitis zu einer Drei-Strich-Kuh. Das Vorkommen dieser Krankheit ist regional unterschiedlich.

Der Erreger

Der Verursacher der Sommermastitis ist das Bakterium Trueperella pyogenes, dessen Name immer wieder geändert wurde. Trueperella pyogenes war bis vor kurzem bekannt unter dem Namen Arcanobacterium pyogenes. Davor war für denselben Erreger der Name Actinomyces pyogenes geläufig.

Trueperella pyogenes ist ein grampositives, eitererregendes, coryneformes Stäbchenbakterium. Es kommt ubiquitär in der Umwelt vor und besiedelt die gesunde Haut und Schleimhäute vieler Tierarten. Gleichzeitig handelt es sich aber um einen gefährlichen Mastitis-Erreger bei Wiederkäuern.

Der Erreger ist auch auf den Menschen übertragbar, sodass diese Bakterien in der Lebensmittelhygiene, insbesondere in der bakteriologischen Fleischuntersuchung von Schlachttieren, von Bedeutung sind.

Eitrige, knotige Veränderungen zeigen sich am betroffenen Viertel. Dieses wird warm und hart. Begleitet wird dies von hohem Fieber.  © mpr

Die Symptome

Eine Infektion mit Trueperella pyogenes verursacht meist eine sehr schmerzhafte Mastitis, die von hohem Fieber begleitet ist. Es kommt im Viertel zu eitrigen, knotigen Veränderungen und Vergrösserungen bei gleichzeitiger Zerstörung des milchproduzierenden Gewebes. Das betroffene Viertel ist warm und hart. Das Eutersekret ist zuerst wässrig und dann rahmig bis eitrig. Die Krankheit kann akut oder chronisch verlaufen. Bei akutem Verlauf sind schwere Störungen des Allgemeinbefindens möglich. Wenn sich die Krankheit unbemerkt ausbreitet, kommt es nicht selten auch zu Abszessbildungen in Gelenken, Sehnenscheiden, Muskeln und inneren Organen.

Betroffene Tiere müssen sofort von einem Tierarzt behandelt werden. Auch wenn die Erkrankung sofort erkannt wird, führt eine Infektion mit diesem Bakterium meist zum Verlust des betroffenen Viertels.

Die Übertragung

Die Übertragung von Trueperella pyogenes kann durch den Kontakt mit kontaminierter Umgebung oder aber auch durch Fliegen erfolgen. Fliegen tragen kuhassoziierte Keime von Kuheuter zu Kuheuter – von Zitzenspitze zu Zitzenspitze. Die Erreger dringen über kleinste Verletzungen oder über den ungenügend verschlossenen Strichkanal in das Euter ein. Ursachen für einen schlechten Zitzenverschluss bei Färsen oder Galtkühen können sein: kurze Zitzen, eine schwache Zitzenmuskulatur, ein ungenügend ausgebildeter Keratinpfropf oder ein Euterödem.

Ein weiterer Übertragungsweg ist das Ansaugen. Beim Ansaugen können Keime von Tier zu Tier weitergegeben werden und durch die scharfen Schneidezähne der saugenden Rinder entstehen feine Verletzungen an der Zitze.

 

Bei trächtigen Färsen und Galtkühen sollte eine regelmäßige Euterkontrolle durch Betasten stattfinden. © mpr

Trächtige Rinder regelmäßig kontrollieren

Eutererkrankungen mit Trueperella pyogenes erfolgen bei ungemolkenen Tieren oft unerkannt. Färsen und Milchkühe sind in den letzten Wochen vor der Geburt besonders gefährdet an Sommermastitis zu erkranken. Viele Stressoren fallen in dieser Zeit zusammen. Diese Tiergruppen werden oft sich selbst überlassen und die Gesundheitskontrolle vernachlässigt.  Zudem werden manchmal auch ihre Anforderungen an die Fütterungs- und Haltungsbedingungen unterschätzt. Trächtige Rinder und Kühe auf der Weide oder Alm sollten täglich aus der Nähe kontrolliert werden, insbesondere auch ihre Euter.

Vorbeugemaßnahmen

Solche Euterentzündungen können nur reduziert werden, indem sie sofort erkannt werden und richtig reagiert wird. Folgende Maßnahmen sind zur Minimierung des Auftretens der Sommermastitis unerlässlich:

  • Auftreten von Zitzenverletzungen vermeiden – nicht verletzende Bodenbeschaffenheit und Stalleinrichtung
  • Auf Sommerweiden Schatten anbieten, um Sonnenbrand an Euter und Zitzen zu vermeiden
  • Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen, um den Keimdruck in der Umgebung zu minimieren (auch Abkalbebox)
  • Saubere Haltungsbedingungen – saubere und trockene Einstreu, Mistentfernung
  • Betroffene Tiere unter hygienischen Bedingungen regelmäßig ausmelken, Behandlung unter Anleitung des Tierarztes durchführen und melkhygienisch versorgen (Dippen)
  • Eutersaugen bei Färsen reduzieren
  • Milch euterkranker Tiere nicht an Kälber vertränken
  • Regelmäßige Euterkontrolle bei trächtigen Färsen und Galtkühen durch Betasten mit Handschuhen
  • Unheilbar kranke Tiere selektieren
  • Im Sommer/ Bei Weidegang: Fliegenbekämpfung

Sommermastitis – kurzgefasst

  • Infektion mit Trueperella pyogenes
  • Betroffen sind meistens Färsen und Galtkühe
  • Übertragung vor allem durch Fliegen und beim Ansaugen
  • Strapazierte Zitzen erhöhen das Infektionsrisiko (Ansaugen, spröde Zitzenhaut, Sonnenbrand)
  • Erkrankung an schmerzhafter Mastitis (meist Verlust des Viertels) und andere eitrige Erkrankungen

DI Romana Schneider MSc, Tel. +43 5 0259 23303, romana.schneider@lk-noe.at

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