Kryptosporidien bekämpfen – aber richtig!

5. Dezember 2019

Die Problematik mit Kryptosporidiendurchfällen bei Kälbern hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Der Durchseuchungsgrad ist hoch und wird je nach Quelle mit 70 bis 100 % angegeben. Ob es zu Krankheitserscheinungen kommt, hängt vom Keimdruck und den stallhygienischen Bedingungen ab.

Zur Vermeidung von Kryptosporidien ist es wichtig, dass die Iglus nach jedem Kalb gründlich gereinigt und desinfiziert werden. © BLE, Bonn/Foto: Thomas Stephan  

Mit diesem Hintergrundwissen geht man auf Ursachensuche und bespricht unter anderem auch die Reinigung und Desinfektion im Bereich der Kälberhaltung. Die Bekämpfung wird erschwert, da die „Eier“ (Oosysten) der Kryptosporidien sehr „widerstandsfähig“ sind. Diese können bei Temperaturen von -17 °C bis +65 °C überleben und bleiben zum Beispiel bei einer Temperatur von +4 °C bei ausreichender Feuchtigkeit 6 Monate überlebensfähig. Um den Infektionsdruck so weit wie möglich zu senken, ist eine richtige Reinigung und Desinfektion unausweichlich.

Viele Tierhalter machen sich die Arbeit und waschen nach der Ausstallung die Einzelbuchten oder Iglus der Kälber. Bei den Sammelbuchten scheitert es leider häufig daran, dass kein Rein-Raus-System möglich ist. Deshalb sollten neue Kälberställe immer im Rein-Raus-System geplant werden. Nur so kann die nötige Reinigung und Desinfektion durchgeführt werden. Fragt man nach der Vorgehensweise bei der Reinigung erhält man häufig zur Antwort: „Ja, wir reinigen und desinfizieren, aber Erfolg hatten wir damit keinen!“ Wird das genaue Vorgehen bei der Reinigung und Desinfektion besprochen, stößt man immer wieder auf die gleichen Probleme.

Sehr häufig heißt es: „Wir waschen mit dem Hochdruckreiniger und desinfizieren“ oder „Wir waschen mit sehr heißem Wasser und verzichten auf die Desinfektion“. Fragt man nach den Details und ob gereinigt wird, erntet man meist nur verständnislose Blicke. Es wird wiederholt: „Wir waschen mit dem Hochdruckreiniger“. Wenn erneut nachgefragt wird, ob gereinigt wird, gibt es nur erstaunte, verständnislose Blicke.

Tabelle: Übersicht über Desinfektionsmittel – Liste veröffentlicht von Dr. Kunz

Zwischen waschen und  reinigen muss unterschieden werden. Eine Reinigung mit anschließender Desinfektion ist nur dann erfolgreich, wenn auch ein Reinigungsmittel eingesetzt wird. Kälberkot ist fetthaltig und löst sich nicht, wenn nur Wasser verwendet wird, auch wenn das Wasser heiß ist.

Wichtig bei der Reinigung ist, dass vor dem Einsatz des Hochdruckreinigers am besten ein Schaumreiniger, der auch den Eiweiß- und Fettfilm löst, eingesetzt wird. Nur wenn dieser Fettfilm gelöst ist, kann später das Desinfektionsmittel wirken. Es gibt Reinigungsmittel, die auch bei kaltem Wasser wirken und welche bei warmen Wasser. Auch das muss beachtet werden. Erst nach einer gründlichen Reinigung kann desinfiziert werden. Sonst ist es fast wirkungslos.

Sind vor allem Kryptosporidien oder Kokzidien das Bestandsproblem, muss als Desinfektionsmittel ein Mittel ausgewählt werden, dass nachgewiesen gegen Endoparasiten wirkt. Empfohlen werden Mittel, die von  der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG)  geprüft sind (siehe Tabelle). Sind hauptsächlich Colikeime oder Viren die Ursache der Durchfälle sollte ein anderes Desinfektionsmittel eingesetzt werden. Es gibt auch Kombinationsmittel (Tabelle).  Auf der Homepage der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) kann eine DVG-Desinfektionsliste für den Tierhaltungsbereich selbst generiert werden. Hierzu können Produktname, Temperaturbereich, Wirkungsbereich, Einwirkzeit, Hersteller und Wirkstoffe ausgewählt werden.

Für eine erfolgreiche Desinfektion sind einige Punkte zu beachten. Die benötigte Menge richtet sich nach der zu desinfizierenden Fläche. Häufig wird mit 10 Liter Wasser eine 2 – 3 %ige Desinfektionslösung angesetzt und damit viele Einzelbuchten oder Iglus desinfiziert. Rechnet man die tatsächlich benötigte Menge nach, stellt man meist fest, dass viel zu wenig Desinfektionsmittellösung auf die Fläche kommt.

Um bei der Bekämpfung der Oozysten der Kryptosporidien Erfolg zu haben, muss man systematisch vorgehen. Arbeiten Sie nach Plan!

 

  1. Mist und Dreck beseitigen, besenrein!
  2. Vorwaschen und einweichen lassen.
  3. Schrubben, wenn sich der Schmutz nicht löst.
  4. Reinigung: Am besten mit einer Schaumlanze das Reinigungsmittel aufbringen und einwirken lassen. Dabei 15 bis 20 Minuten warten. Antrocknen verhindern.
  5. Mit Hochdruckreiniger nach Möglichkeit warm/heiß waschen.
  6. Mit klarem Wasser abspritzen.
  7. Abtrocknen lassen.
  8. Die Konzentration des passenden Desinfektionsmittels richtig berechnen, über die Fläche die zu desinfizieren ist aufbringen. Anwendungsempfehlung des Herstellers beachten.
  9. Auf die Fläche die Gebrauchsmittellösung mit der richtigen Konzentration auftragen (bei niedrigen Temperaturen Konzentration erhöhen. Ist die Temperatur zu niedrig, hat man häufig eine unzureichende Wirkung)
  10. Bei der Anwendung die Schutzmaßnahmen beachten, wie Schutzbrille, Anzug, Handschuhe usw.
  11. Desinfektionsmittel ausreichend lange einwirken lassen, Außentemperatur beachten.
  12. Abtrocknen lassen.
  13. Möglichst lange leer stehen lassen.

Die Grundfläche bei einem Iglu oder einer Einzelbucht beträgt schnell 4 – 6 m². Wird hier nachgerechnet, ist man erstaunt, wie viel Gebrauchsmittellösung man für ein Iglu benötigt. Bei einer Unterdosierung hat man häufig keine Wirkung.

Beim Desinfizieren auch die Gerätschaften, Besen, Schaufel, Schubkarren usw. nicht vergessen. Vereinzelt haben Firmen auch sogenannte Hygienemanager, die dabei weiterhelfen.

Bei den Kälberiglus auch den Platz wechseln bzw. den Platz länger leer stehen lassen, da sich auch auf/im Boden die Erreger befinden können. Der Boden muss auch gewaschen, gereinigt und desinfiziert werden. Damit die Boxen, Iglus usw. auch gründlich gereinigt und desinfiziert werden können, sind mehrere Boxen oder Iglus nötig. Nur so ist ein ausreichend langer Leerstand, eine Stallruhe möglich.

Eine richtige Reinigung und Desinfektion ist arbeits- und zeitaufwendig und verursacht Kosten. Deshalb ist es umso wichtiger, dass diese zum Erfolg führt. Beachten Sie die Anwendungsempfehlungen der Hersteller und wählen Sie die Mittel zielgerichtet aus. Viel Erfolg!

Beispiel eines Herstellers über die richtige Anwendung bei der Reinigung:
„Abcdefg“
ist ein alkalisches Reinigungskonzentrat (Schaumreiniger) für Tierställe und Stalleinrichtungen. „Abcdefg“ ist ein flüssiges, alkalisches Reinigungskonzentrat mit hoher Entfettungskraft und sehr starkem Schmutzbindevermögen.

Anwendungsempfehlung:
Im eingeweichten Stall wird eine 1 – 2 % Gebrauchslösung aus „Abcdefg“ und Wasser auf alle Boden- und Wandflächen sowie Einrichtungsgegenstände ausgebracht. Einwirkzeit 20 Min. (Antrocknen vermeiden). Danach Stall mit HD-Reiniger gründlich auswaschen.

Anwendungsempfehlung:
Nach der Reinigung mit „Abcdefg“ wird mit „Vwxyz“ eine Desinfektion gegen Endoparasiten und deren Dauerstadien durchgeführt.
Dosierung: 3 % bei 2 Stunden gegen Wurmeier und Kokzidien.
Die entsprechende Gebrauchslösung wird auf den Stallboden, Wandflächen bis 1 m Höhe und Einrichtungsgegenstände ausgebracht.

Berechnung der Menge der Desinfektionsmittelgebrauchslösung:

  1. Grundfläche berechnen (z. B. 3 m²): Grundfläche (3 m²) x Faktor 1,7 (= Gesamtfläche für Wände, Aufstallung etc.) = 5,1 m²
  2. Je m² mind. 0,4 L Desinfektionsmittellösung, z.B. 5,1 m² x 0,4 = 2,04 L fertig gemischte Lösung
  3. Herstellung bei 3 %iger Dosierung: 2,04 L x 3 % = 61 ml61 ml Desinfektionsmittel werden auf 2,04 L Wasser aufgefüllt.

Reinigung und Desinfektion bei Kryptosporidien

Reinigung und Desinfektion bei Kryptosporidien

Eine Reinigung mit anschließender Desinfektion ist nur dann erfolgreich, wenn auch ein Reinigungsmittel eingesetzt wird. Kälberkot ist fetthaltig und löst sich nicht, wenn nur Wasser verwendet wird, auch wenn das Wasser heiß ist.

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Dipl.-Ing. agr. (FH) Anna Maria Miller, VFR-GmbH, Bildquellen M.B.; S.G.

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