Anleitung zur Entnahme von Milchproben

3. Dezember 2020

Etwa 10% der bakteriologischen Viertelgemelkuntersuchungen, die zum Zweck der Ursachenfeststellung einer Euterentzündung gemacht werden, können nicht ausgewertet werden, da die Milchprobe verunreinigt ist. Die Landwirtin bzw. der Landwirt erhält dann den nicht aussagekräftigen Befund „Mischkultur“ vom Labor. Das kostet Nerven und Zeit, da die Probe wiederholt werden muss.

Das Ergebnis einer bakteriologischen Milchuntersuchung (BU) oder Mastitiserregerbestimmung mittels PCR ist in erster Linie von der Qualität der Probenahme abhängig. Nur sauber entnommene Proben können ein aussagekräftiges Ergebnis liefern! Erfahren Sie hier, wie sich das Ärgernis „Mischkultur“ bestmöglich vermeiden lässt.

Probesets für die Bakteriologische Milchuntersuchung

Die fertigen Probesets für die BU erhalten Sie je nach regionalen Gegebenheiten, vom Hoftierarzt, Milchlabor oder von Mitarbeitern des Landeskontrollverbands. Ein Probeset besteht aus

  • vier sterilen Plastikröhrchen, die bereits beschriftet sind (VL – vorne links, VR – vorne rechts, HL – hinten links, HR – hinten rechts)
  • zwei Alkoholtupfer zur Desinfektion der Zitzenspitze
  • ein Probenbegleitschein
  • eine Plastikverpackungstüte für die befüllten Proben

Ungeeignet für die bakteriologische Milchuntersuchung sind:

  • Kolostrum
  • hemmstoffhaltige Milch

Korrekte Entnahme von Viertelgemelksproben:

Die Viertelgemelksproben werden am besten zur normalen Melkzeit und vor dem Melken genommen.

  1. Hände reinigen und Einweghandschuhe anziehen.
  2. Zitzen mit einem trockenen/leicht feuchten Tuch reinigen.
  3. Abmelken der ersten Milchstrahlen in Vormelkbecher.
  4. Durchführung des Schalmtests (CMT) und Protokollierung am Probenbegleitschein.
  5. Desinfektion der Zitzenkuppe:
    • Mit 70%-igem Alkohol (Desinfektionstüchlein oder Watte)
    • Bei stärkerer Verschmutzung mehrere Tüchlein verwenden. Der Vorgang endet immer mit der Desinfektion der Strichkanalöffnung. Das Tüchlein muss danach weiß bleiben.
    • Das Tüchlein dabei nicht ganz auseinanderfalten und mit drehenden Bewegungen die Zitzenkuppe mehrere Sekunden desinfizieren.
    • Mit der entferntesten Zitze beginnen und mit der nächststehenden Zitze enden.
    • Zeigt die Kuh eine Abwehrreaktion oder berührt man mit dem Ärmel eine bereits desinfizierte Zitze, muss die Desinfektion wiederholt werden.
  6. Probenahme
    • Mit der nächststehenden Zitze beginnen und mit der entferntesten Zitze enden.
    • Noch verschlossenes Proberöhrchen mit dem Deckel zwischen kleinen Finger und Ringfinger fest einklemmen.
    • Proberöhrchen öffnen und zwischen Daumen und Zeigefinger derselben Hand einklemmen, dabei fast waagrecht halten.
    • Mit der anderen Hand die Zitze schräg Richtung Proberöhrchen halten und mit möglichst einem kräftigen Milchstrahl 2/3 des Proberöhrchens befüllen.
  7. Das Röhrchen fest verschließen.
  8. Proben sofort kühl lagern.

Bei der Entnahme unbedingt vermeiden:

  • Berührung des Proberöhrchens mit der Zitzenkuppe
  • Milchstrahlen über die Hand laufen lassen
  • Berührung der Innenfläche des Deckels
  • Deckel an einem vermeintlich sauberen Ort ablegen oder in den Mund nehmen
  • Vor oder während der Probennahme Arbeiten, die Staub im Stall aufwirbeln, durchführen

Sterile oder aseptische Probenahme

Die sterile Entnahme der Milchproben ist unentbehrlich, da nur dann die richtige Diagnose und weitere Vorgehensweise gewährleistet ist. Steril heißt, dass keine Bakterien von der Zitzenhaut, den Händen des Probenehmers, der Luft usw. ins Probenröhrchen gelangen. Es sollen nur die Erreger, die sich in der Milch befinden, nachgewiesen werden. Kontaminierte Proben müssen wiederholt werden.

Ausfüllen des Probenbegleitscheins

Der Probenbegleitschein ist vollständig und mit möglichst vielen Angaben über die Mastitisgeschichte der Kuh auszufüllen. Die Angaben auf dem Probebegleitschein sind für die Auswertung im Labor sehr wichtig und die Informationen dienen auch für weiterführende Untersuchungen, falls bei der ersten Untersuchung kein aussagekräftiges Ergebnis festgestellt werden konnte.

Transport in das Labor:

Die Proben sollen so frisch wie möglich ins Labor gesandt werden. Bis zur Untersuchung müssen die Proben gekühlt gelagert werden. Nicht empfohlen wird das Tiefkühlen von Proben, da die Aussagekraft sinkt. Um möglichst rasch das Ergebnis zu bekommen, sollen die Milchproben am Anfang der Woche ins Labor versendet werden.

Es gibt mehrere Möglichkeiten die Milchproben rasch und gekühlt ins Labor zu bringen:

  • Transport mit dem Milchsammelwagen
  • Tierarzt
  • Medizinische Logistikfirmen
  • LKV-Mitarbeiter
  • Persönlich abgeben

Wann ist eine bakteriologische Milchuntersuchung sinnvoll?

Für ein betriebsspezifisches Screening sollte die Milch jeder Kuh mindestens 1 Mal pro Jahr einer bakteriologischen Untersuchung in einem Milchlabor unterzogen werden. Optimal wäre das vor dem Trockenstellen. Aber auch bei Mastitisverdacht, Zellzahlerhöhung, akuter Mastitis, Sekretveränderung oder bei Zukäufen und bei Kalbinnen vor dem Einbringen in die Herde macht eine bakteriologische Untersuchung Sinn. Zur Bestätigung, ob eine antibiotische Eutertherapie erfolgreich war, kann ebenfalls eine bakteriologische Untersuchung zwei Wochen nach Ende der Therapie hilfreich sein. Ist der Befund negativ, obwohl der Verdacht auf eine Mastitis besteht (positiver Schalmtest, Zellzahlerhöhung) ist es ratsam, nach etwa zehn Tagen erneut eine bakteriologische Milchuntersuchung durchzuführen.

Für eine optimale Aussagekraft der bakteriologischen Milchuntersuchung oder PCR ist es wichtig, dass eine Kontamination der Milchprobe mit Fremdkeimen aus der Umwelt oder aus Milch von anderen Tieren vermieden wird. Für ein zufriedenstellendes Ergebnis sind viele Kleinigkeiten zu beachten und ein bisschen Übung hilft auch dazu.

Autorin: DI Romana Schneider, MSc, BEd, T +43 5 0259 23303, romana.schneider@lk-noe.at

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