Käseproduktion auf Rekordniveau

14. November 2023

Am Fuß der Alpen ging die zweitägige Jahrestagung des Milchindustrie-Verbandes zu Ende. Traditionell analysierte der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes Peter Stahl zu diesem Anlass die aktuelle Lage auf den Märkten: »Die Rohstoffverfügbarkeit und der Milchpreis sind regional sehr unterschiedlich. Zum Tiefpunkt der saisonalen Anlieferungskurve erholen sich die Preise im Herbst 2023 nur langsam, internationale Notierungen und Entwicklungen deuten aber auf sich verbessernde Marktbedingungen hin.«

Die deutsche Milchindustrie hat 2022 einen Auslandsumsatz von 11,5 Mrd. € erzielt. Foto: Agrarfoto.com

Rund 51.000 Milcherzeuger in Deutschland plus Anlieferungen von Erzeugern aus dem benachbarten EU-Ausland haben die deutschen Molkereien in den letzten beiden Jahren mit rund 32 Mio. t Rohmilch versorgt. Im laufenden Jahr liegen die Anlieferungen von Rohmilch aus Deutschland um etwa 2 % über dem Vorjahr, obwohl der Milchpreis gesunken ist. Politik und LEH werden durch zusätzliche Anforderungen an Tierwohl und Umweltgesetzgebung die Entwicklung der Milchproduktion beeinflussen und in einigen Regionen für einen verstärkten Strukturwandel sorgen, prognostizierte der Verband. Deutschland wird im Bundesschnitt einen Milchpreis von ca. 45 ct/kg Rohmilch für das Jahr 2023 erreichen. Für die deutschen Milcherzeuger wäre dies der zweithöchste Milchpreis, der in den letzten Jahrzehnten jemals gezahlt worden ist, auch wenn im Vergleich zum Rekordjahr 2022 ein deutlicher Rückgang um 15 % zu erwarten ist. Trotz der gesunkenen Verwertungen lag der Auszahlungspreis in Deutschland im Bundesschnitt im Juli 2023 um knapp 5 ct/kg über seinem Zehn-Jahres-Schnitt. Allerdings stellt sich die Situation regional sehr unterschiedlich dar: Im Norden Deutschlands sind im Jahr 2022 die Milchpreise früh und am stärksten gestiegen und gleichfalls 2023 wieder vor dem Süden gesunken. Mit einer Spreizung von 8,4 ct/kg waren die Unterschiede zwischen den Bundesländern mit dem höchsten und niedrigsten Preis so groß wie nie zuvor.

Milch- und Butterkonsum rückläufig

Der Pro-Kopf-Verbrauch 2022 entwickelte sich je nach Milchprodukt unterschiedlich: Bei Konsummilch ging der Verbrauch in den letzten Jahren um 10 % zurück, nur die Weidemilch konnte deutlich punkten. Die »vegane Welle« spürt nicht zuletzt der Konsummilchmarkt: Hafergetränke und Co erreichen derzeit einen Anteil von etwa 10 % der gekauften Menge der Originalmilch, allerdings werden hier bei weitem nicht mehr Wachstumsraten wie in den Vorjahren erzielt. Der Butterkonsum sank aufgrund der Rekordpreise von zeitweise deutlich über 2 € auf 5,4 kg je Kopf, wobei Margarine davon nicht profitieren kann. Der Käsekonsum stieg im Rückblick der letzten zehn Jahre um 7 % – bei einer Rekordproduktion von 2,63 Mio. t Käse in Deutschland. Die Käseproduktion bleibt 2023 auf sehr hohem Niveau und stärkt damit den Umsatz der Branche, Alternativprodukte spielen mengenmäßig eine untergeordnete Rolle. Der Branchenumsatz lag 2022 in der Gesamtheit bei 36,8 Mrd. €, allerdings sind die Kosten der Verarbeitung sehr deutlich gestiegen. Die Branche ist mittelständisch geprägt und bietet 40.000 Mitarbeitern ein sicheres Einkommen im ländlichen Raum.

Preisabschläge auf den internationalen Märkten

Der »Musterschüler« Käse zeigt im Verlauf des aktuellen Jahres Zuwächse in Richtung der EU-Nachbarn, wogegen die Nachfrage aus Drittländern noch unter dem Vorjahr liegt. Weiterhin spielt die Produkt- und Kundenausrichtung eine große Rolle: Abnehmer wie Hotels und Gaststätten sind weltweit aufgrund von Kaufkraftverlusten noch nicht wieder bei ihrer ursprünglichen Nachfrage angelangt. Am internationalen Markt waren die Preisabschläge im Jahr 2023 stärker ausgeprägt als in der EU; dabei driften die Preise in den wichtigsten Exportländern deutlicher auseinander als in der Vergangenheit üblich. Am eklatantesten nachgegeben haben die Preise in Neuseeland – dort müssen sich die Milcherzeuger für das laufende Wirtschaftsjahr nach den aktuellen Markterwartungen auf Milchpreise einstellen, die etwa auf das Niveau im Jahr 2019/20 zurückgehen werden. Gründe für die schwache Entwicklung beim nach der EU zweitgrößten Milchexporteur der Welt sind die starke Ausrichtung der Milchverarbeitung auf Vollmilchpulver und die hohe Abhängigkeit vom chinesischen Markt.
pm

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