Milchmarkt: Trends und Prognosen

15. Februar 2023

Wie wird sich der internationale Handel mit Milchprodukten voraussichtlich entwickeln?

Foto: pixabay

Die wichtigsten Exporteure von Milch und Milchprodukten weltweit sind die Europäische Union, Neuseeland und die Vereinigten Staaten. Im Jahr 2030 würde der Anteil dieser drei Länder an den weltweiten Käseexporten rund 62 % betragen, so die Einschätzung von FAO-OECD-Experten. Des Weiteren würde der Anteil dieser Exporteure bei den globalen Ausfuhren von Vollmilchpulver 70 % erreichen sowie 76 % bei Butter- und 83 % bei den Magermilchpulverexporten. 

Auch Australien bleibt trotz Verlust des Teils seiner Marktanteile weiterhin ein wichtiger Exporteur von Käse und Magermilchpulver. Als ein bedeutender Exporteur von Vollmilchpulver zählt auch Argentinien zu den Top-Playern auf dem Weltmarkt. Das Land wird laut Einschätzung der FAO-OECD Experten bis 2030 für 5 % der weltweiten Exporte von Vollmilchpulver aufkommen. In den letzten Jahren hat sich zudem Weißrussland zu einem wichtigen Exporteur von Milchprodukten entwickelt. Das Land hat seine Exporte aufgrund des russischen Embargos hauptsächlich auf den russischen Markt ausgerichtet. Die Europäische Union bleibt auch in kommenden Jahren der weltweit größte Exporteur von Käse, gefolgt von den Vereinigten Staaten und Neuseeland. Experten gehen davon aus, dass der Anteil der Europäischen Union an den weltweiten Käseexporten bis 2030 rund 46 % betragen wird. Diese Entwicklung wird vor allem durch gestiegene Käseexporte nach Kanada im Rahmen des CETA-Abkommens und nach Japan dank der Ratifizierung des bilateralen Handelsabkommens im Jahr 2019 unterstützt.

Das Vereinigte Königreich, Russland, Japan, die Europäische Union und Saudi-Arabien werden zudem voraussichtlich die fünf wichtigsten Käseimporteure im Jahr 2030 sein. Obwohl diese Länder z.T. auch selbst bedeutende Exporteure von Käse sind, sollte der internationale Handel vor allem für eine reichhaltige Auswahl von Käsesorten für die eigenen Endverbraucher sorgen.

China bleibt größter Importeur

China ist aktuell der Hauptabnehmer von Vollmilchpulver aus Neuseeland, doch die Experten rechnen zukünftig mit einem zurückgehenden Handel zwischen beiden Ländern. Das erwartete Wachstum der inländischen Milchproduktion in China würde das bislang dynamische Wachstum der Importe von Milchpulver etwas eindämmen. Dennoch wird erwartet, dass China weiterhin der weltweit größte Importeur von Milch und Milchprodukten, und insbesondere von Vollmilchpulver bleibt. Neben China sind Japan, Südostasien, Russland, Mexiko, der Nahe Osten und Nordafrika weitere wichtige Nettoimporteure von Milchprodukten.

Handelspolitisches Umfeld

Die Dominanz einer begrenzten Anzahl großer Exporteure und Importeure auf dem Weltmarkt für Milchprodukte, ein relativ strikt geregeltes handelspolitisches Umfeld sowie ein geringer Handelsanteil der Weltmarktproduktion würde auch in den kommenden Jahren zu einer starken Volatilität der internationalen Milchpreise führen, so die Experten. So schaffen beispielsweise internationale Handelsabkommen wie CPTPP, CETA oder das Handelsabkommen zwischen Japan und der Europäischen Union günstige Bedingungen für das Wachstum des Handels mit den Milchprodukten. Wiederum wird der Handel zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich durch aktuelle Transportverzögerungen, sich ändernde Vorschriften und Zollabfertigungen aktuell beeinträchtigt.

Auswirkungen Ukraine-Krieg

Durch den aktuell andauernden Angriff auf die Ukraine sind unter anderem die Agrar- und Lebensmittelmärkte stark betroffen. Nach Einschätzung der Kite Consulting kann man mit einem kurzfristigen, und dennoch heftigen Anstieg der globalen Milchpreise rechnen. Das Ausbleiben der ukrainischen Milchexporte sowie globale Panikeinkäufe auf dem Milchmarkt könnten für einen weiteren Anstieg der Einkaufspreise sorgen. Auch die Aufnahme von Millionen Geflüchteten aus der Ukraine wird die Nachfrage nach Milchprodukten innerhalb der EU in einer kurzen Zeit drastisch erhöhen.
Russland ist ein Nettoimporteur von Milchprodukten. Da aber das Land bereits 2014 ein Verbot auf die Lieferungen von Milchprodukten aus den EU-Staaten, den USA, Australien, Kanada und Norwegen verhängt hat, dürften die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Sanktionen gegenüber Russland die Importe von Milchprodukten nicht weiter direkt beeinflussen. Nach Angaben von ZMB-Experten gingen 2013 etwa 14,4 % der EU-Milchexporte nach Russland, seit 2015 0 %. Etwa 80 % seiner Lieferungen von Milchprodukten bezieht Russland aus Weißrussland. Zwar können die Auswirkungen auf den globalen Milchmarkt aktuell noch nicht richtig abgeschätzt werden. Doch die ZMB-Experten rechnen damit, dass steigende Energiepreise, verzögerte oder ausfallende Getreideexporte aus der Ukraine und Russland sowie fehlende Düngerexporte aus Russland den globalen Milchmarkt negativ beeinflussen werden.

Dr. Konstantin Hahlbrock,
Dr. Marina Hahlbrock

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