Es werde Licht

5. Oktober 2022

Licht fördert nicht nur Aktivität und Futteraufnahme, sondern auch Fruchtbarkeit und Leistung der Herde.

LED-Technik bietet viele Möglichkeiten. Foto: Horn/LK NÖ

Licht im Zusammenhang mit Kuhkomfort bedeutet die optimalen Lichtverhältnisse in Stallungen. Genau wie beim Menschen steuert Licht auch bei unseren Kühen den Tagesrhythmus. Dies geschieht über das Hormon Melatonin, welches am Tag in niedriger Konzentration und in der Nacht in hoher Konzentration im Stoffwechsel vorliegt. Neben dem Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst Melatonin aber auch das Immunsystem und die Fruchtbarkeit. Für letztere sind auch die Vitamine A und D3 entscheidend, welche bei Lichteinstrahlung in der Haut gebildet werden.

So wünscht sich die Kuh die Lichtverhältnisse im Stall

Ausreichend hell: Auf Basis zahlreicher Untersuchungen wird für Milchviehställe eine Beleuchtungsintensität von 150-200 Lux 12-14 Stunden pro Tag empfohlen. Dies kann mit einem Luxmeter kontrolliert werden. Es gibt auch Apps zur Messung der Beleuchtungsstärke für Smartphones, deren Messgenauigkeit aber oft zu wünschen übriglässt. Bei ausreichender Beleuchtungsstärke sollte das Zeitungslesen in der Liegebox kein Problem darstellen. Sind Ställe zu finster, leiden Aktivität, Futteraufnahme, Leistung und Fruchtbarkeit der Herde.

Dunkelphasen: Nachts sollte die Beleuchtungsintensität 10 Lux nicht überschreiten. Dadurch kommt es zu einem normalen Melatoninanstieg während der Nachtstunden. Kühe haben einen natürlichen Reflektor auf der Netzhaut, wodurch sie nachts deutlich besser sehen als Menschen. Aus Sicht der Kuh kann also auf nächtliche Beleuchtung im Stall verzichtet werden.

Tageslicht: Die kräftigste und gleichzeitig günstigste Lichtquelle ist Tageslicht. An einem wolkenlosen Tag können unter freiem Himmel 60.000 bis 80.000 Lux gemessen werden. Auch an bewölkten Tagen erreicht das Tageslicht noch mehrere tausend Lux. Um möglichst viel Tageslicht in den Stall zu lassen, sollten speziell die Seitenwände von Ställen offen gestaltet werden. Hier gibt es auch in älteren, deckenlastigen Stallgebäuden oft noch viel Potenzial.

Direkte Sonneneinstrahlung: Hier gibt es große jahreszeitliche Unterschiede. Während Kühe die direkte Einstrahlung der tiefstehenden Sonne im Winter genießen, meiden sie diese in den warmen Sommermonaten. Im Sommer verstärkt direkte Sonneneinstrahlung den Hitzestress, weshalb Lichtplatten im Stalldach und auch Lichtfirste heute nicht mehr empfohlen werden. Großzügig geöffnete Seitenwände und ein Shed-First bringen viel Licht und minimieren gleichzeitig die direkte Sonneneinstrahlung im Sommer.

Gleichmäßige Lichtverhältnisse: Das Auge der Kuh braucht 3 bis 4 Mal länger, um auf ändernde Lichtverhältnisse einzustellen als das Auge des Menschen. Deshalb sind Kühe bei Lichtwechseln oder beim Wechsel von Licht und Schatten sehr vorsichtig und bleiben reflexartig stehen. Besonders bei Übergängen wie z.B. beim Zu- und Austrieb des Melkstandes sollte auf eine gleichmäßige Beleuchtung geachtet werden. Es muss daher das Ziel sein, Ställe gleichmäßig auszuleuchten. Mehrere, gut im Stall verteilte Lichtquellen sorgen beispielsweise für deutlich weniger Licht-Schatten-Wechsel als wenige, dafür leistungsstärkere Leuchtmittel.

Licht steigert Arbeitskomfort: Aber nicht nur die Kühe profitieren von einer guten Beleuchtung. Gute Beleuchtung im Melkstand, beim Klauenpflegestand oder in der Abkalbebox erleichtert das konzentrierte Arbeiten nachweislich. Für Arbeitsbereiche werden 400 Lux Beleuchtungsstärke empfohlen.

In den letzten Jahren hat die LED-Technik in vielen Ställen Einzug gehalten. Sie bietet eine Reihe von Vorteilen im Vergleich zu herkömmlichen Leuchtkörpern. Ihr Wirkungsgrad ist deutlich höher, was sich positiv auf den Stromverbrauch auswirkt. LED-Leuchten weisen auch eine fünffach höhere Lebensdauer auf, was zusammen mit der bereits erwähnten Energieersparnis ihre höheren Anschaffungskosten rechtfertigt. Im Gegensatz zu Leuchtstoffröhren haben LED-Leuchten einen negativen Temperatur-Koeffizienten. Das heißt, ihre Lichtausbeute steigt mit abnehmender Umgebungstemperatur. Bei LED-Leuchten können Wellenlängen, Lichtfarbe etc. viel besser auf die Bedürfnisse des Rindes abgestimmt werden. Dieser Bereich wird derzeit noch intensiv beforscht. Vor dem Kauf sollte stets geprüft werden, ob sich die Leuchtmittel für den Einsatz unter den jeweiligen Bedingungen eignen. In Melkständen ist z.B. auf den Standard IP65 zu achten. 

Dr. Marco Horn
LK NÖ

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