TMR-Mischungen: Eine Kunst für sich

1. April 2021

TMR-Mischungen sollen homogene Rationen gewährleisten, die von den Kühen nur schwer zu selektieren sind, und wirken sich unmittelbar auf die Milchleistung aus. Im Folgenden erfahren Sie, wie TMR-Mischungen gelingen.

Die einwandfreie Funktion des Futtermischers ist das A&O für den reibungslosen Ablauf in jedem Milchviehbetrieb. Werkfoto

Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal in den Behälter Ihres Futtermischers geschaut? Wann haben Sie die Messer und Schneiden gewechselt und wann haben Sie die Wiegestäbe kontrolliert? Diese Fragen zielen auf die häufigste Ursache fehlerhafter TMR- Mischungen ab: zu lange Serviceintervalle und damit abgenutzte Schneiden und Mitnehmer. Diese sind dann nicht mehr in der Lage speziell die voluminösen Faserfutter wie Gras, Heu oder Stroh schön fein zu zerkleinern.
Dies führt damit in mehr als einem Drittel aller Fälle zu misslungenen TMR- Mischungen und ist damit die Hauptursache, wenn Kühe selektieren können.

Abgenutzte Messer

Die Hersteller von Futtermischwagen tun sich erfahrungsgemäß schwer, exakte Serviceintervalle zu benennen, wenn es um den Abnutzungsgrad von Messern und Mitnehmern sowie der Schnecken geht.
Und das hat auch einen trifftigen Grund: Denn die Abnutzung hängt sehr stark von dem täglichen Routinebetrieb ab. So führen insbesondere nasse Grassilagen mit hohen Rohaschegehalten deutlich schneller zu einem Abrieb als Rationen mit trockener Maissilage. Generell kann man deshalb die Empfehlung geben, die Messer dann spätestens zu tauschen, wenn sie nur noch 50 % ihrer ursprünglichen Größe aufweisen. Es ist ratsam, immer ein komplettes, neues Austauschset vorrätig zu halten. Damit hat man auch immer einen Anhalt, wie stark die Messer im Gegensatz zu den neuen bereits abgenutzt sind. Nichts ist eindrucksvoller als ein direkter Vergleich, wenn man beide Schneidemesser in den Händen hält. Beim Blick von oben in den Mischbehälter kann u.U. ein falscher Eindruck entstehen, auch weil man die Schärfe nicht sehen kann, sondern ertasten muss.
Mitnehmer bzw. der untere Schneckenrand nutzen sich dagegen weniger schnell ab, werden aber leider sehr selten auch rechtzeitig korrigiert.

Stellung der Schnecken beachten

Bei Mischern mit mehr als einer Vertikalschnecke ist insbesondere die Stellung dieser zu kontrollieren. Wichtig ist, dass die Mitnehmer (Basis der Schnecke) versetzt zueinander angeordnet sind (5- bzw. 10-Uhr-Stellung beim Blick von vorne in den Behälter). Bei Wartungsarbeiten oder nach Reparaturen (Austausch der Schnecken) kann es vorkommen, dass diese zueinander verstellt werden. In der Folge wird das Futter nicht mehr genügend durchgemischt, weil die »Zusammenarbeit« der Schnecken nicht mehr konstruktiv ist. Das Futter wird, statt dass es nach oben befödert wird, eher sogar nach unten gedrückt. Und damit unterbleibt eine entscheidende Mischkomponente.

Bedeutung der Gegenschneider

Abscheider (seitliche Metallplatten), die von der Außenwand ins Innere geschwenkt werden können, sollen speziell Grobfutter zerkleinern und damit besser verteilen helfen. Diese kommen deshalb insbesondere bei grassilage- und strohbetonten Rationen zum Einsatz. Unter diesen Bedingungen sollten sie bei meist drei Einstellungen komplett nach innen geklappt werden. Bei maissilagebetonten Rationen ist dagegen meist überhaupt kein Einsatz notwendig und kann ganz im Gegenteil dazu führen, dass die Mischung nicht homogen genug gelingt.

Welche Schneckendrehzahl?

Gewöhnlich drehen sich die Schnecken eines TMR-Mischers zwischen 24 und 52 Umdrehungen/min, wobei die meisten Mischer eine Drehzahl von mehr als 30 benötigen. Die Hersteller stellen die Drehzahl der Schnecke bei der Standard Zapfwellendrehzahl von 1.000 U/min ein. Generell kann allerdings keine Empfehlung für bestimmte Futterprogramme gegeben werden, da die Möglichkeiten einfach schier endlos sind und zu viele Variablen mit reinspielen. Wichtig und unbestritten dagegen gilt einheitlich, die Drehzahl konstant zu halten. In einem Praxisbeispiel wurde ein defektes Getriebe ausgetauscht, das aber mit einer niedrigeren Drehzahl arbeitete. Der zuständige Fütterer stellte die Zapfwelle wie gewohnt nach Motordrehzahl ein, aber es blieb ihm verborgen, dass die Schnecke sich nicht wie vorher mit 42 sondern nur mit 28 U/min bewegte. Die Folge in den nächsten 14 Tagen waren nahezu dramatisch. Sowohl die Milchleistung als auch die Inhaltsstoffe (Fett und Eiweiße) »schmierten« deutlich ab und so setzte man sich an die Ursachenforschung und wurde auch relativ schnell fündig: der Fehler bei der Reparatur. Umgehend wurde deshalb reagiert und die Schneckendrehzahl auf 38 U/min heraufgesetzt (2. Zapfwellenstufe statt 1. Gang). Die Auswirkung zeigte sich unmittelbar. Die Futteraufnahme ging wieder hoch, genauso wie die Milchleistung und die Inhaltsstoffe.

Füllungsgrad Mischer

Was ist der ideale Befüllungsgrad? Vertikalmischer dürfen zu 95 bis 100 %, Horizontalmischer nur zu 50 bis 75 % ihrer maximalen Kapazität beladen werden. Ein Überfüllen des Mischwagens kann zu ungleichmäßigen Rationen führen. Das maximale Gewicht bei Rationen für laktierende Kühe sollte 320 kg/m3 und 160–240 kg/m3 bei Trockensteher- und Jungviehrationen betragen. Die Mindestfüllhöhe ist leicht über der obersten Schnecke. Auch die Wiegestäbe sollten von Zeit zu Zeit immer wieder mal kontrolliert werden. Das gelingt am besten, wenn man ein definiertes Gewicht in den noch leeren Mischbehälter einsetzt (z.B. 2 x 25 kg Sack Zement) und die Waage abliest.

Flüssigkeiten einbringen

Zu beachten gibt es hierbei, dass einerseits genügend Menge eingegeben wird (1:50 Regel!) und andererseits aber die Art und Weise des Einbringens sehr stark den Einmischerfolg bestimmt. Gerade hier werden viele Fehler gemacht, insbesondere weil oftmals nur ein Schlauch am Rande in den Mischbehälter gehalten wird. Das Einbringen sollte gleichsam wie ein »Schlagregen« passieren. Dies gelingt am ehesten, wenn eine Einfüllung über ein Rohr parallel über dem Mischwagen erfolgt.


Dr. Peter Zieger

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