Welche Weide für die Mutterkuh?

22. Mai 2025

Mit der Mutterkuhhaltung können auch Grünlandstandorte genutzt werden, die für Milchvieh nicht ertragreich genug sind. Entscheidend ist, dass die Weideform zum Standort, zur Rasse und zur Nutzung passt.

Bei der Wahl des Weidesystems spielen neben den betrieblichen Gegebenheiten, wie Region, Lage und Arbeitszeit, auch Rahmenbedingungen der eigenen Wirtschaftsweise eine Rolle. Foto: Mike Mareen/stock.adobe.com

Mit Mutterkuhherden können viele unterschiedliche Grünlandstandorte genutzt werden. Zu beachten ist allerdings, dass der Gesamtbedarf der Herde im Blick behalten wird. Der Gesamtenergiebedarf einer Mutterkuhherde und der einzelner Tiere unterliegt jedoch starken Schwankungen, denn die Herde setzt sich aus Müttern unterschiedlicher Laktationsstadien, wachsenden Kälbern und auch trockenstehenden Mutterkühen zusammen.

Zu Beginn der Laktation sollten Mutterkühe nicht zu intensiv gefüttert werden, damit die Anfangs-Milchleistung gerade bei Kreuzungskühen mit Milchleistungsrassen nicht zu hoch einsetzt. Es kann in der Folge zu Euterentzündungen kommen, wenn die jungen Kälber die Milchmenge nicht aufnehmen können. Vor allem bei Frühjahrskalbung und schnell wachsendem Gras empfiehlt es sich daher, Weideflächen zu begrenzen. Nach ein paar Wochen dürfen die Kühe dann intensiver ernährt werden, da sich nun die Milchleistung dem Bedarf der wachsenden Kälber angepasst hat. In der Trockenstehphase sollten die Mutterkühe wiederum nicht zu viel Energie mit dem Futter aufnehmen, da sie sonst verfetten. Sollen Kälber als Absetzer geschlachtet werden, brauchen sie zusätzlich zur Milch eine energiereiche Zufütterung. Die Bereitstellung von Wasser guter Qualität gilt für alle Weidessysteme.

Umtriebsweide weit verbreitet

Bei der Umtriebsweide, auch Rotationsweide genannt, frisst die Herde in einer festgelegten Abfolge auf verschiedenen Koppeln. Die Besatzdichte sollte 5 Großvieheinheiten (GV) pro Hektar nicht überschreiten; zum einen wegen Futtermenge und Futterqualität, zum anderen, um irreparable Trittschäden an häufig frequentierten Plätzen zu vermeiden. Die optimale Weidereife bei der Umtriebsweide für Mutterkuhherden beträgt zwischen 12 und 20 cm Aufwuchshöhe. Eine abwechselnde Weide- und Schnittnutzung hat sich bei der Umtriebsweide in der Praxis bewährt. Dies gewährleistet einen gleichmäßigen Wiesenaufwuchs, senkt den Unkrautdruck und sorgt für eine ausgeglichene Futtergrundlage. Das System im Überblick:

  • Einteilung der Weidefläche in Koppeln, Umtrieb auf jeweils eine neue Fläche, wenn die alte Fläche abgeweidet ist. Es verbleiben Weidereste von 25 – 35 % des Aufwuchses.
  • Sie kommt infrage, wenn die Flächen nicht einheitlich oder nicht zusammenhängend sind.
  • Geringerer Arbeitsaufwand im Vergleich zur Portionsweide, aber höhere Zaunkosten bei fixen Zäunen.
  • Bei Sommertrockenheit geeignet.

Die Portionsweide

Bei diesem System wird auf einer bestehenden Weide jeden Tag die Fläche erweitert. Ein Vorteil der Portionsweide ist – bei richtiger Portionierung – die ausgewogene Fütterung. Das neu zugegebene Weidestück muss der Anzahl der Tiere angemessen sein, da sonst die Weide ungleichmäßig abgefressen wird und zu viel Weiderest entsteht. Das System im Überblick:

  • Intensive Nutzung, tägliche Futterzuteilung.
  • Gleichmäßiges Futterangebot, hohe Futterausnutzung, hohe Flächenerträge und Einzeltierleistungen.
  • Ermöglicht sauberes Abweiden, geringe Weidereste von 15 – 25 %.
  • Hoher Arbeits- und Zeitaufwand durch tägliches Zaunversetzen.
  • Kann zu hoher Trittbelastung führen.

Die Standweide

Bei der Standweide verbleiben die Tiere die ganze Weidezeit auf derselben Fläche. Sie findet meist bei Landschaftspflegeprojekten Anwendung und wird als extensives Haltungssystem betrieben. Der Arbeitsaufwand ist gering. Nachteile ergeben sich aus einer möglichen Verunkrautung der Weide und der daraus resultierenden Futterleistung des Aufwuchses. Die intensive Form der Standweide ist die Kurzrasenweide, in einigen Regionen auch Mäh-Standweide genannt. Sie vereint die Vorteile der Standweide mit denen der Umtriebsweide. Die Futterfläche wird bei dieser Weideform im Laufe des Jahres stetig weiter vergrößert. Beim ersten Aufwuchs wird ein Drittel der Weide zugeteilt und in zwei Dritteln erfolgt Schnittnutzung. Beim zweiten Aufwuchs wird das Verhältnis umgekehrt und beim dritten Aufwuchs wird die Fläche komplett beweidet. Die Intensiv-Standweide ist nur möglich, wenn keine Sommertrockenheit herrscht. Durch die kontinuierliche Nutzung bilden die Gräser kein tiefes Wurzelwerk. Bei fehlenden Niederschlägen reicht dann die flache Wurzelmasse nicht mehr aus, um tiefer liegende Wasserreserven zu erreichen. Unter Umständen ist schon eine frühe Zufütterung, insbesondere der Kälber, notwendig. Das System im Überblick:

  • Die Herde verbleibt auf einer Fläche.
  • In extensiver Form in der Landschaftspflege verbreitet.
  • In intensiver Form (empfindlich auf Trockenheit) als Mäh-Standweide oder Kurzrasenweide, bei der die Fläche im Frühjahr zunächst unterteilt wird und ein Teil des jungen Aufwuchses mit Schnittnutzung konserviert wird.
  • Nachteilig sind die fehlende Ruhezeit für die Regeneration der Weide, ein hoher Weiderest und die erschwerte Ausbringung von Gülle.

Das System Mob Grazing

Ein in Deutschland relativ neues Weidesystem für Mutterkühe ist das aus Nordamerika stammende Mob Grazing. Dabei wird das Verhalten großer Rinderherden, die langsam aber stetig über die Fläche ziehen, imitiert. Von den Befürwortern wird insbesondere die Eignung für Fleischrinder in Trockengebieten betont. Kennzeichnend sind ein hoher Aufwuchs des Pflanzenbestandes, lange Rastzeiten des Aufwuchses, eine hohe Tierbesatzdichte während der Beweidung und eine kurze Beweidungsdauer von weniger als 24 Stunden. Das System im Überblick:

  • Imitiert das langsame, stetige Ziehen großer Rinderherden.
  • Auch bei Sommertrockenheit durchführbar durch hohen Aufwuchs (»Heu am Halm«).
  • Produziert durch Zertrampeln große, aber gewünschte Weidereste, die dem Humusaufbau dienen.
  • Erfordert große Weideflächen.

Für alle Weidesysteme bei Fleischrindern gilt: Unter- und Überbeweidung sind zu verhindern! Unterbeweidung führt zu überständigem Futter mit hohen Rohfasergehalten, das zudem weniger schmackhaft ist und deswegen von den Kühen nicht mehr gefressen wird. Daher sollte die Parzellengröße immer genau an das Futterangebot und die Herdengröße angepasst sein und gegebenenfalls eine Parzelle übersprungen und durch Schnittnutzung konserviert werden.

Umgekehrt kommt es bei Überbeweidung zu abgefressener Narbe, da die Gräser die Reserven für den Neuaustrieb in den Stoppeln speichern. Diese Reserven brauchen sie, um bei Feuchte wieder austreiben zu können. In heißen Dürresommern sollte deshalb schon frühzeitig damit begonnen werden, auf der Weide zuzufüttern.

Individuell abwägen

Bei der Wahl des Weidesystems spielen neben den betrieblichen Gegebenheiten, wie Region, Lage und Arbeitszeit, auch Rahmenbedingungen der eigenen Wirtschaftsweise eine Rolle: Soll oder darf nur organisch gedüngt werden oder kommt auch Mineraldünger zum Einsatz? Wird die Herde nur saisonal oder ganzjährig auf der Weide gehalten? Wie werden die Mastrinder nach dem Absetzen gehalten? Steht Festmist oder Gülle aus der Stallhaltung zur Verfügung? All das sind Fragen, die miteinbezogen werden müssen.         

nutztierhaltung.de/BZL

 
Beitrag veröffentlicht im Allgäuer Bauernblatt 16/2025
Allgäuer Bauernblatt
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