Wenn Parasiten die Flucht ergreifen

22. Mai 2025

Der wirtschaftliche Erfolg in der Milchvieh-, Mutterkuhhaltung und Weidemast hängt maßgeblich von einem qualitativ hochwertigen Grundfutter ab. Einen großen Einfluss hat dabei die Düngung. Aber auch auftretende Weideparasiten wie Magen-Darm- und Lungenwürmer, sowie tierische Schädlinge müssen in Schach gehalten werden.

Neben der Sicherstellung einer ausgewogenen Pflanzenernährung, die auch der Düngeverordnung genügen muss, kann der Landwirt auch Einfluss auf die Zusammensetzung und Schmackhaftigkeit des Grünfutters, sowie auf die Gesundheit der Tiere nehmen. Foto: DoraZett/stock.adobe.com

Erfolgreiche Grünlandbewirtschaftung geht einher mit erhöhter Aufmerksamkeit des Betriebsleiters in Bezug auf Weideplanung, Bestandszusammensetzung, Wettersituation und den erforderlichen Pflegemaßnahmen. Die dauerhafte Etablierung einer ertragreichen und strapazierfähigen Grasnarbe ist entscheidend für den Erfolg des Betriebes und einen gesunden Tierbestand. Durch den Weidegang wird meist die Grünlandnarbe stark beansprucht und Weideparasiten wie Magen-Darm-Würmer sind auf dem Vormarsch. Rinder strapazieren die Grasnarbe durch ihren starken Bewegungsdrang sowie durch ihren Verbiss. Die Narbe wird lückenhaft, der Futterwert sinkt und viele wertvolle Gräser werden dadurch nach und nach verdrängt und unerwünschte Beikräuter breiten sich aus. Um das Jakobskreuzkraut dauerhaft vom Grünland fernzuhalten, muss die Konkurrenzkraft der Gräser regelmäßig durch eine ausgewogene Düngung gestärkt werden. Um diese optimal zu gestalten, sollte eine schlagbezogene Düngerbedarfsermittlung vorgenommen werden. Im Betrieb anfallender organischer Dünger ist entsprechend anzusetzen und wenn notwendig mit Mineraldünger zu ergänzen.

Bei den Grundnährstoffen Calcium, Phosphat, Kali und Magnesium sollte die Versorgungsstufe C angestrebt und Mangel-, sowie Überschusssituationen vermieden werden. In jedem Fall muss auf die Vorgaben der Düngeverordnung geachtet werden. Eine ausgewogene Düngung ist essenziell, da sie Ertrag und Qualität, aber auch die Tiergesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere beeinflusst.

Parasiten nehmen zu

Auf allen Flächen, welche regelmäßig beweidet werden, ist mit einer Belastung durch Weideparasiten, vor allem mit Magen-Darm-Würmern aus der Gattung der Strongyliden, zu rechnen. Eine völlige Parasitenfreiheit ist auf Weiden nicht erreichbar. Wichtig ist jedoch die Verseuchung der Weiden mit Magen-Darm- und Lungenwürmern auf einem niedrigen Niveau zu halten. Nur bei geringem Druck können die Tiere ausreichende Abwehrkräfte entwickeln, die einen massiven Krankheitsausbruch verhindern. Latenter, nicht erkennbarer Befall führt bereits zu Leistungseinbußen von 10 %, sowohl bei der Milch als auch bei der Gewichtszunahme. Ebenso ist die obligatorische medikamentöse Parasitenbekämpfung bei geringem Infektionsdruck der Weide wesentlich erfolgreicher und sicherer.

Im Frühjahr handeln

Die besten Erfolge in Bezug auf Weidegesundheit lassen sich im Frühjahr erreichen. Dabei sollten sich die Maßnahmen auf jene Flächen konzentrieren, von denen das größte Risiko ausgeht.

Hierzu zählen beispielsweise Flächen, die bis in den Herbst hinein als Kälberweiden gedient haben. Aber auch bei hofnahen Weiden ist mit einer erhöhten Belastung durch Wurmlarven zu rechnen. Generell gilt die Regel, dass auf feuchten Weiden die Verseuchung tendenziell größer ist als auf trockenen Standorten. Dies liegt daran, dass die Larven und Leberegel im feuchten Milieu wesentlich besser überleben können. Versuchsergebnisse des Lehr- und Forschungszentrums für Landwirtschaft in Raumberg-Gumpenstein, Österreich, bestätigen die Wirkung der Düngung auf Parasitenlarven. In einem Versuch hat man dort die Wirkung von kohlensaurem Kalk, Branntkalk, sowie Kalkstickstoff auf die Parasitenlarven im Boden untersucht. Zuerst wurde eine definierte Menge lebender Infektionslarven auf die mit Gras bewachsenen Gefäße ausgebracht. Die Ausbringung von kohlensaurem Kalk hatte aufgrund dessen langsamer Wirkung keine nennenswerte Auswirkung auf die Überlebensrate der Parasitenlarven.

Die Zahl der gefundenen Larven eine Woche nach der Düngung mit Branntkalk bzw. Kalkstickstoff war jeweils um über 60 % geringer gegenüber der ungedüngten Kontrolle. Zwei Wochen nach der Düngung waren die Larven bei Branntkalk-Düngung um 90 % vermindert. Bei der Kalkstickstoffvariante konnten sogar überhaupt keine lebenden Larven mehr gefunden werden.

Wie weit reicht die Wirkung?

In einem zweiten Versuch sollte geprüft werden, ob die Dünger auch einen Einfluss auf die Eier der Parasiten haben, welche im Kot der Tiere auf die Fläche gelangen. Hierzu wurden Exkremente homogenisiert und jeweils gleiche Teilmengen auf die Gefäße aufgegeben. Eine Woche nach der Anwendung war die Anzahl der gefundenen Larven nach Branntkalk-Düngung um 14 % niedriger als auf der Kontrolle, nach Kalkstickstoff-Düngung konnten wiederum keine lebenden Larven mehr gefunden werden. Vierzehn Tage nach der Anwendung lag die Reduktion der Larven für Branntkalk bei 88 % und für Kalkstickstoff bei 93 %.

Neben dem Parasiten spielen auch zunehmend tierische Schädlinge auf dem Grünland eine große Rolle. Dazu zählt auch die Wiesenschnake, welche oft an Südhängen aufzufinden ist. Die daraus entstehende Larve Tipula führt zu erheblichen Schäden im Grünland. In den letzten Jahren haben auch die Schäden durch Engerlinge (Larve des Junikäfers) zugenommen. Grünlandschäden bis zu 100 % waren keine Seltenheit. Bei Engerlingbefall gesellten sich oft auch Wildschweine dazu, die ihren Eiweißbedarf durch schmackhafte Larven abdeckten und dabei die Grünlandfläche regelrecht »umpflügten«. Direkte Bekämpfungsmöglichkeiten bei Engerlingen sind derzeit nicht auf dem Markt. Somit stellt sich die Frage: Was können wir tun?

Weidegesundheitmit Kalkstickstoff

Durch die ausgewogene, stabile Stickstoffversorgung und die intensive Kalkwirkung wird eine dichte, strapazierfähige Grünlandnarbe gefördert. Gleichzeitig wird somit eine artreiche Bestandszusammensetzung wertvoller Untergräser gefördert und die Bodenstruktur verbessert.

Die Kalkstickstoff-Düngung kann aber auch einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den Infektionskreislauf von Eingeweideparasiten zu unterbrechen. Leberegel, Lungen- und Magen-Darm-Würmer, Engerlinge und Larven der Wiesenschnake meiden die gedüngten Flächen. Dadurch wird das Grünland weniger attraktiv für Wildscheine, welche von den eiweißreichen Larven angelockt werden. Eine Düngung mit 300 bis 350 kg Kalkstickstoff zum Zeitpunkt der Forsythienblüte mit 14 Tagen Wartezeit bis zum Weideauftrieb, beugt somit einer Neuinfektion des Weideviehs mit Parasiten vor. Speziell gegen Engerlinge kann eine weitere Maßnahme im Sommer sinnvoll sein.               PM
 
Beitrag veröffentlicht im Allgäuer Bauernblatt 16/2025
Allgäuer Bauernblatt
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